137.

[54] N....., D....... und B.. gingen vor langen Jahren auf die Harburg, Maiblumen zu suchen, die dort noch jetzt im Mai viel gesucht werden, weil die Sonne dort recht heiß hinscheint. Sie fanden aber einen Busch, woran drei Eiszacken hingen. Jeder nahm einen, nur N..... aber brachte ihn in einer buxenen (wildledernen) Hose glücklich nach Hause. Er legte den Eiszacken in die Hitze, aber er schmolz nicht. Dann ging er mit seinem Vater wieder nach dem Busche auf der Harburg. Unter dem Busche fingen sie an zu roden und bald wurde ein Kessel »blank« (los, sichtbar). Da sahen sie die Jungfer von der Harburg neben sich stehen und liefen erschreckt davon. Der alte N..... beredete sich aber jetzt mit dem alten D....... und dem alten B.., daß diese mitgingen. B.. und D....... nahmen auch ein Beil mit, um sich noch ein Stück Holz abzuhacken, und so wenigstens sich den Weg bezahlt zu machen, wenn sie an dem Busche kein Glück hätten. Diesmal stand aber die Jungfer mit einer brennenden Wachskerze am Busche und daneben ein Jäger mit zwei großen Hunden. Da fing N..... an zu fluchen und in demselben Augenblicke flog er vom Berge herunter. Die andern Beiden liefen von der Harburg herunter und zur Großmeimen-Treppe, einem Wege der Harburg gerade gegenüber, hinan. Als sie nun dort hackten, war der Jäger wieder da. Nun liefen sie wieder nach der Harburg, da war er auch. Da liefen sie nach Haus. Den andern Abend rodeten sie wieder alle drei auf der Harburg. Nach einer Weile kam der Kessel wieder zum Vorschein, da stand aber auch die Jungfer und der Jäger schon wieder da. Um die drei her wurde es gluh, da fuhr N..... mehrmals mit der Schaufel hinein, streute damit das Geld umher und rief erfreut: »Donnerwetter! Nun werden wir reich genug werden!« Da ging's kling, der Kessel war verschwunden, sie flogen den Berg herab und liefen nach Haus. Am andern[54] Morgen ging N..... hin, das Geld, das er mit der Schaufel weggestreut hatte, zu suchen. Er fand aber B.. schon dort und sie lasen große Schätze von Goldstücken auf. B.. hielt sein Geld nicht zusammen und »verdominirte« es, N..... aber hielt gut Haus und die Wernigeröder sagten: »N..... hat sien Geld von Düvel von der Harborg ehalt.«

Quelle:
Heinrich Pröhle: Unterharzische Sagen. Aschersleben 1856, S. 54-55.
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