2.[33] 3

Hierauff folget II. die Rechtschreibung / welche zu den vorigen allen saget / daß darunter kein Wort verhanden sey / welches rechtmässig were / und der alten eigentlichen Benennung[33] nachkäme / wiewol sie dennoch darneben gestehet / daß an allen die meisten reliquiæ noch übrig seyn / auß welchen gar wol die Richtigkeit ab zu nehmen und vom Sagaci Philologo mag erklaubet werden. Vnd wird also der Berg weder Prockels- noch Blockes-Berg recht geschrieben und außgeredet / ob gleich Vrsachen angeführet werden. Was die Benennung des Worts Blockes-Berg betrifft: als wie ich gehöret von einem meiner Mitschüler vor diesem zu Halle / nemlich Michelbachen nunmehr seeligen (welcher etwan vor 11. Jahren eine Oration von diesem Berge gehalten / und sonsten auß der Gegend bürtig / und also gar auff dem Berge selber gewesen / und ihn mit eigenen Augen beschauet) daß er dessentwegen auch anderswo Blocken heisse /weil er herkomme von Block / welches in Nieder-Sächsischer Sprache so viel ist / als ein Klotz / truncus: Weil nemlich unten am Berge sehr alte und von ungewöhnlicher Länge und Breite Tannen / und andere Bäume gefunden werden: weil sie sehr schwerlich auß dem Walde zu bringen weren.4 Dannenhero es denn auch geschehe / daß sie alda immer und ewig verblieben / biß sie endlich selbst verfaulten / oder sonsten durch Vngewitter / Sturm und Donner-Keilen umbgerissen oder zerschmettere[34] würden / welches offt geschehen sol. Sollen also ümb dieser Vrsachen willen sehr viel Klötze und Blöcke alda angetroffen und befunden werden / daher der Berg vieleicht möchte also benahmet seyn. Andere sagen er werde dannenhero Blocks-Berg geheissen / weil die Letzte von den Hexen / so jährlich hinnauff ziehen / sich als ein Seroveniens zur Straffe und Züchtigung für einen Hacke-Block oder Hacke-Klotz muß gebrauchen lässen / darauff der Teuffel seine Würste zu seinem Feste und Schlampampe zubereitet.5 Doch sey dieses wie ihm wolle / vielleicht ist das Letzte eine Fabel oder Mährlein / und das erste (ich geschweige andere Vrsachen) wird durch das Lateinische oder Griechische Wort Melibocus refutiret. Kan also der Berg gar nicht recht mehr Blockesberg heissen / sonsten müste auffs wenigste voriges Lateinische Wort Meliblocus geschrieben werden / welches ich doch nicht wüste / daß ichs gelesen hette / und hat also hierinnen unrecht oder sich verhauen / oder an den Blöcken verstossen / der gute Philipp Cluverius,6 wann er also redet: Vulgari vocabulo adcolis dicitur Blockers-Barch / qui antiquum illud nomen servat, quod Ptolom. fortè vitiosè, ut pleraq; alia in Germania, scripsit. Meliboc' qu. Melboc' pro Meblocus, haud temere dixerim. Mētis errore implicatos fuisse eos credo, qui,[35] ex Meliboco Chattos sibi finxerunt Melibocos, hodieque eos esse pronunciarunt circa oppidum Catzen-Ellebogen / quod est inter Lonam amnem & Taurum montem. Quò quam rectè Melibocus mons Ptolom. quadrat, satis ex jam dictis liquet: etc. Bißhero Cluverius, welcher traun den rechten Kern nicht außgeklaubet hat / in dem er den Ptolomæum einer unrichtigen Schreibung überzeugen wil: Fürwar es irren die ietzige An- und Bey-Wohner vielmehr als Ptolomæus domahln. Ich glaube sicherlich / daß des Ptolomæi Wort Μελίβοκος mehr Richtigkeit an und in sich habe / als entweder das Teutsche Wort Blocks- oder Brocks-Berg. Und damit ich etwas auf das Wort Brocksberg kōme / so weiß man ja gar nicht / wo solches herrühre: So lang hat man es zwar hergenommen von den Bructeris7 den alten Völckern / so vorweilē am Berge gewohnet habē / aber so hat nunmehr solches gedachter Cluverius verworffen / indem er nach dem vorigen saget: Nec minus verò ii insanierunt, qui Bructeros, dictum Blocum montem quondam adcoluisse, nomenque ei dedisse adseverârunt, his maximè Claudiani verbis inducti: Venit accola sylvæ Bructerus Hercyniæ. Hæcad cam sylvam spectare, quæ vulgo nunc inter Lonam & Segum amnes dicitur der Wester-Wald / superiori capite, & anteà in Bructeris[36] gravissimis argumentis ostendi potest. Bißhieher Cluverius, dessen Meynung / auff ihn / auch erzehlet Zeiler. Außdiesem erhellet also / daß er nicht Blocksberg heisse von den accolis antiquis Bructeris, wie Johann Rawe vermeynet.8 Ja es fehlet auch weiter / daß er gar miteinander könne Brocks-Berg geschrieben und genennet werden / der vieleicht in der Welt nicht mag gefunden werden. Ein anders ist zwar Rockersberg / dessen Taubmannus9 gedencket / mit diesen ins Teutsche übersetzten Worten: Von C. Gesnero wird vermeldet / daß in Teutsch-Lande keine Heuschreckē zu haben seyn; Es sollen aber derselbēgefunden werden auff dem Berge Concordiæ (od Rockersberge) und werdē insgemein genennet Brachvögel von dē Monat / darinnen sie singē.10

Es bleibet noch einmal darbey / daß so wol die Beywohner des Berges als andere Außländer in Teutschland des Berges Nahmen mehr unrecht heutiges Tages außreden / als es vor diesem der Ptolomæus im Schreiben exprimiret hat. Solches beweise ich erstlich mit einem andern Exempel / und zwar flugs auß der Nächte oder Nachbarschafft des Berges geborget / nemlich mit dem Walde oder Worte HERCYNIA;11 solches sage ich wird von den Gelahrten unrecht geschrieben Hercynia mit einem y, ob sie schon daherümb wohnen / und darneben gelahrt seyn / unter welchen[37] sich auch befindet Iohannes Thalius Medicus Northusanus, welcher in seinem Catalogo Plantarum etc. oder Sylva Hercynia durch und durch den gantzen Tractat oben über alle Blätter schreibet. Harcynia Saxonothuringica, oder wie es flugs forne am übern Titul (in der Franckfurtischen Edition Anno 1588) stehet Hercycinia.12 Diese Schrifft sage ich ist unrecht / und alleweile von Zeilern refutiret / wenn er folgender massen redet: Gegen der Graffschafft Mansfeld / giebet es ziemlich Holtz / so man am Hartze nennet. Die alten Teutschen werden ihn sonders Zweyffel ther Hartzewald genandt haben. Daher theils der Scribenten das Wort Hercinia nicht / wie die andern mit einen y schreiben. Bey etlichen wird auch Harcinia von dem Teutschen Wort Hartz genandt. Behält also besagter Hartzwald noch an diesem Ort den alten teutschen Nahmen. etc. Biß hieher des Herrn Zeilers Zeilen.13 Worauß einer subsumiren möchte und sagen / wie der Hartzwald annoch itzo bey seinē Anwohnern den rechten eigentlichen Namen behalten hat / also ist denn auch kein Zweyffel an des Blocksberges Nahmen / daß der auch nicht also solte für alters gewesē seyn / als wie er heut üm den Berg herum von den Leutē / nach Herrn Zeilern (da er an angezogenen Orte saget: Den[38] die Leute den Blocksbarch nennen) benamset wird: Darauff berichte ich / daß sich solches nicht folgern lasse / sintemal es weit eine andere Beschaffenheit hat mit dem Berge als dem Walde. Was den Wald betrifft / so ist derselbe greulich groß lang und breit gewesen / ja also / daß er nach den Ptolomæum gantz Teutschland hat ümringet gehabt / unn an der Geographischē Länge inne gehabt hat den 33. gr. ad 52. gr. und 30. min; In der Breite den 47. gr. ad 50. gr. und 30. min.14 Oder wie Julius Cæsar, beym Lansio davon redet: Dessen Breite auff neun: und die Länge über sechtzig Tagreisen sich erstrecket / davon Teutschland nach dem Tacito damaln horrida Sylvis ist geheissen worden.15 Solcher Wald nun / weil er so sehr groß gewesen / hat durchauß den gäntzlichen rechten Namen nicht mögen verlieren; ob er schon hin und wieder nunmehr ist abgehauen / und man itzund die besten Städte daselbsten hat / wo er damahln fast am dickesten gewesen / wie zu ersehen beym Neander in seiner Geograph:16 Denn hat ja ein Volck ihm einen andern Nahmen gegeben (wie denn noch ein Rest genandt wird der Böhmer Wald / ein ander übergebliebenes Stück der Thüringer Wald etc.) so hat es doch nicht geschehen können / daß er gäntzlich auß aller Leute Mäuler were gebracht worden; nemlich wegen gedachter Grösse / da er nach den Quadum, omnium[39] reliquarum sylvarum in Germania ferè mater;17 gleichsamb eine Mutter aller Wälde in Teutschland ist. Vnd eben solche Beschaffenheit hat es auch mit den Flüssen18 / die auch in gemein nur eintzig und alleine noch ihre alte Nahmen ziemlich richtig davon gebracht haben: in dem / wenn ja schon ein Volck von diesem oder jenem Ort ist vertrieben oder außgerottet worden von irgend einem Feinde / der hernach dem Fluß einen andern Nahmen gegeben: so ist doch der rechte Nahm noch an einem andern Orte unverdorben oder unvergessen übergebliebē. Aldieweil alles Volckauß allen Ländern / (durch welche bißweilen die Flüsse fliessē) nicht hat können vertilget werden. Eine andere Beschaffenheit hat es mit den Städtē gehabt / die dohmaln nichts berühmet durchs gantze Landgewesē / unn dannenhero gar leichtlich jre Namen habē verlieren können / wann sie sind in Brand gestecket oder sonsten exterminiret / un hernach die Städte wiederum neu sind erbauet / und anders benahmet wordē.19 Wie dannenhero die Geographia antiqua intricatissima ist / und man sich in den alten Nahmen wenig zu schicken weiß. Eben so gehet es auch / und ist vieleicht ergangē / mit unserm Blocks-Berg / der hat ohn zweifel vorhin nicht also geheissen bey den altē Ein wohnern / welche üm diese Revier gelebet / wie Ptolomæus seine Sachen geschrieben / und seinen Nahmen Melibocus,[40] noch ziemlich richtiger von ihnen bekommen; als wie er itzund ist / und von den heutigen Leutē / (welche von den vorigen nicht herstammen / unn als das rechte Wort / per cabalam oder traditionem oralem, nicht auff sich gebracht und erhalten haben) außgeredet wird: Zwar am Berge oder Orte selbst / hat man endlich wol keinen Streit und Zweyffel bekommen können: weil es unmüglich / daß irgend ein Atlas ihn auffgesacket und anderswohin getragen hätte / oder selbst fortgegangen were / wie es in Herefortia20 eine Englische Landschafft solche ambulatorios montes gehabt / oder sonsten von den Riesen were verschleudert und transponiret worden. Nur die vorigen Leute (zu welchen die Römer vieleicht mögen gesaget haben / Veteres migrate coloni: oder welche von andern Partheyen und Feinden vor alters seyn vertrieben worden etc.) sind verrücket / und andere dafür (more coloniarum) hin geschicket worden: Solche novitii nun / mögen damahln den rechten Namen eben desselben unsern Berges nicht recht eingenommen oder gefasset haben / und da sie ihn haben sollen Bocksberg oder Hell-Bocken nennen / haben sie (gar verkehrt und fast unkäntlich) gesprochen Brocks-Berg; doch daß dieses der rechte Nahme nicht sey / ist (wie oben erwehnet) ohne Mühe oder Harenzwang / auß dem Ptolomæo[41] zu beweisen und abzunehmen; sintemal derselbe rechtmässiger schreibet: Melibocus: Wiewol doch allerdings das Ptolomaische nicht gantz recht ist / oder so außbündig gut / daß ihme nichts solte fehlen: Aber doch importiret es so viel nicht / als unser verkehrtes Wort Blocks-Berg: Nemlich es fehlet dem Ptolomæo in dem ersten Buchstaben M. welches er nicht recht eingenommen hat / oder vielmehr von den Amanuensibus in MSS. ist depraviret worden / da es hat sollen ein H seyn. Nemlich es hat der Berg mit seinen rechten Namen vor alters geheissen Bocksberg21 / daher komt Blocks- oder Brocks-Berg: oder Bocken / daher kompt Blocken; oder Hell-Bocken / daher kömt Melibocus, erstlich Melbocus, wie wir solches vō Cluverio gehöret habē /wiewol er auch noch weiter in der Mundart unn Abwechselung folgert Meblocus, so ist doch aber solches Quackeley: Denn was sol Me die erste Sylbe seyn oder bedeuten? Traun Ptolomæus hat sagen hören Hellbock / so hat er erstlich unrecht geschrieben Melbocus, und weil er in seiner Griechischen Sprache nicht flugs hat sehen (sintemahl die Griechen so geartet gewesen / daß sie flugs ein frembd Wort eingerichtet haben / daß man es hernach paucis prioribus immutatis nicht vor ein barbarisch oder außländisch hat erkennen können;[42] sondern gemeynet / es möge wol auß der Griechischen Sprache herrühren /wie dieses mit vielen Exempeln auß den Criticis zu belegen were / so es der Teuffelische Bock wehrt were: der begierige Leser kan auffs wenigste nach schlagen den Bochartum in Geograph: Sacra, da er wol wird contentamente finden) können was Mel were / (denn an Boc oder Boch / seu βῶκος hat er nicht gezweiffelt / indem es bubulcum oder Messorem bedeutet) so hat er μέλι darauß gemachet: gleichsamb als wenn der Berg ein Ort were / der viel Honig hütete oder einärndte / wiewol es auch seyn kan / daß die alten Teutschen Hellebock pronunciiret haben / darauß erflugs (nur üm den ersten Buchstab irrend) Melibocus geschmiedet hat.22 Was sol aber Hellbock seyn / magstu sagen: oder warümb sol der Berg so genandt seyn worden?23 R. Weil die Hexen theils auff Böcken ihre Walfahrt auch zur selben Zeit drauff gehabt: oder weil der Teuffel sich in eines grossen Hellischen Bocks Gestalt offte drauff præsentiret / (wie Rübe-Zahl auch solcher Vogel sol seyn in Schlesien auff dem Riesen-Berge / wie wir in einem andern Tractatu erweisen:) und als ein Genius loci hat anschauen lassen / entweder wie ein rechter volkomlicher Bock oder gehalbeter[43] Bock / oder Mensch Bock / das ist Satyrus oder Faunus, wie es denn noch immer geschicht / daß der Henger im Hexen Sabbath / sich als ein grosser zötigter Bock sol anschauen und anderst wohin küssen (osculari) lassen. Was zwar das erste anlanget / daß auch die Hexen vormahlen auff Böcke reitende / zum Berge gefahren seyn / so erhellet solches auch auß dem Nahmen der Bructerorum,24 welches nicht etwan so viel ist als Brüder oder Brüteri, wie Ægidius Tschudus Glaronensis in einer Epistel an B. Rhenanum fälschlich vorgiebet: sondern es seynd Bructeri so viel als Bucteri eben vom Bocke / (welchen sie nach ihrer Mundahrt Buck genennet haben /) darauff sie den Berg hinan gefahren / benahmet.25 Doch ist zu mercken / wie nicht alle Teutschen auff Böcken zum Hexen-Feste gefahren; sondern auch etliche auff Katzen / so damahln sind Katten (wie sie noch Cimbricè oder Niedersächsisch so heissen /) pronunciiret worden / daher die Catti26 sind gekommen. Also kömpt der Nahme Schweden27 / vor diesem Suiones, von Suin / so auff Niedersächsisch heisset ein Schwein / darauff sie nach ihres Endes Hexenbergen geritten. Dani, qu.28 die Häne / darauff sie nach ihren Teuffels Versamlungen gestutzet. Schwaben29 / welche auff Schwänen nach[44] unserm Blockberg hingeschückelt / wie Gonsalus der fliegende Wandersmann / nach dem Monden zu. Was die Thüringer30 für Thiere gehabt / weiß ich so eben nicht: vieleicht sind sie auff Thüren geritten / wie der Simson auff der Stadt Gasæ31 ihren Thoren nach dem Berg Hebron: wiewol er vorher auch auff 300. Füchsen daher getrabet hat.32 Die Marsingi33 seynd auff Mähren (equis) singend dahin gefahren: und solches ist kein neues gewesen / denn beym Virgilio stehet l. 7. Æneid. v. 698. p.m. 247.


Ibant æquali numero, Regemque canebant:

Ceu quondam nivei liquida inter nubila cygni.

Cum sese è pastu referunt. & longa canoros

Dant per colla modos, sonat amnis & Asia longè

Pulsa palus. etc.


Die Meißner auf Mäuse die Märcker34 auf Ziegen / welche meck / meck sagen wie vor wenig Jahren die Königsbergischē Jungfern auff dem Bocke: sta stat myn mänchen / Vor Junffer Ancken. Die Saci35 auff Säcken: Nam


Ædificant turrim Babylon: fit sparsio linguæ,

Quisque rapit saccum jam tenet ergo suum.

Quisque rapit saccum tum tenuitq; suum.[45]


Die Hunni36 auf Hunden: die Cauchi37 oder Chauci auff Käutzen oder Eulen. Die Fosi38 auff Fösse oder Füchse / solchen aber / weil sie sonsten sind übel zureiten gewesen / haben sie erstlich die Schwäntze weggeschnitten: oder der böse Feind / der sich in solche Füchse verstellet / hat solches selber gethan; daher kömpt noch heutiges Tages das Fuchsschwantzabschneiden.39 Aber gnug von dieser Reuterey; Wir kommen also wieder auf das vorige: und sagen / daß theils von solchen Bockfahren / (welches auch die Einwohner der Stadt Bockeln40 / so zwischen Hameln / Goßlar und Northausen nach des Quadi 3. Geographischen Tabell oder Heideri antiq. Germaniam gelegen / vieleicht in Gewonheit gehabt) theils sonderlich von des Teuffels Gestalt / so er auff dem Hexenberge (darauff sich alle Hexen auß gantz Teutschland billich versamlen müssen: weil solcher Berg fast der Umbilicus oder Mittel des Teutschlandes ist / wie auß des Quadi tabel zuersehen) annimmet / derselbe Berg rechtmässig Hellbock sey genennet und geschrieben worden. Wo sol aber solcher Hellbocks-Berg41 noch völliger her deriviret werden / magst du weiter fragen? R. Ob es schon ziemlicher massen klar gemachet worden / so wollen wir dennoch (damit es noch vielmehr klärer / ja in superlativo am allerklärestē[46] sonderlich den dummen Schöbsen gemachet werde) nicht unterlassen fernern Bericht zuthun / und von beyden Theilen des Compositi, als Hell und Bock außführlicher zu reden. Was das erste Stück anlanget / so heisset solches Hell: Nit etwan kömt es aber her vō hell / clarus, oder Höll infernus, sondern Helle / kompt vielmehr zugleich mit her von Hellus,42 welcher eines Abgottes Nahme gewesen / und sonsten so viel ist als Pluto: welchem (1) die Abergläubischen am ersten Tage des Mertzens mit dem Ried-Feur und Mertzens-Funcken Ehre angethan haben: Welche Superstition ist in dem Lateinischen Abschied des Reichs-Tages zu Mäyntz im Jahr nach Christi Geburt sieben hundert zwey und viertzig /vom König Karlemann dem ersten dieses Namens verbotten worden. Der Abschied ist zu finden bey Benedicto Leviten zu Mäyntz / lib. 5. Capitular. Caroli & Ludovici Impp. tit. 3. und im Decreto Burchardi VVormat. Episcopi. Er wird auch den Tomis conciliorum inserirt. Besihe weiter von dieser superstition Johann Remming in pœnitentiar. c. 31. wie dieses alles befindlich beym Goldasto in Confisc. der Hexen Güter. §. 21. p. 64. 66. Von welchē Hello43 (2.) auch die Helvetii ihren Namen sollen haben q.d. Helle-Vettern / das ist / (wie es einer erkläret) die[47] den Gallis sind verschwägert gewesen / welche Ditem oder Hellum angebetet haben. Von diesem Hello komt nicht allein Melibocus oder Hellbock / sondern auch das grausame Wort Hölle44 her / wiewol sonsten noch einmahl so viel Etymologiæ des Worts Hölle vorhanden seyn / als es in sich Buchstaben hat / wie zuersehen auß folgenden / da die Hölle her deriviret wird. 1.45 Von Heelen / verbergen und bedecken. 2.46 Von Heulen / welches seine Verwandnüß hat mit dem Hebreischen Wort ללי jalal, welches bedeutet Heulen / schreyen und wehklagen / wegen des schrecklichē heulens und zähenklappen / so die Verdamten werden führen und außstehen müssen: 3.47 Vom Hebreischen לוח chul oder ליח chil das ist Schmertzen und Pein leyden / wie der Reiche Mann klaget Luc. 16. 4.48 Vom Griechischen ἀλαὸς, cœcus (ab α privativo & λάειν id est, videre) weil es in der Hölle gantz stock finsterist / da man nichts sehen kan / dannenhero sie auch genennet wird / die eusserste Finsternüß Matth. 22. 5.49 Vom Griechischen ἄλαλος Mutus, quod ibi sint verè silentia, tetræ noctis silentia, sine ulla divini nominis commemoratione. Weil man da nicht wird von Gott und seinen herrlichen Thaten reden / noch ihn lobenund dancken. 6.50 Vom ἀλέα ϑαι, fliehen. 7.51 Von dem Teutschen Worte[48] helle / klar unn liechte / aber in einē gantz widersinnigen Verstande per antiphrasin. Daher saget Scheræus; die Hölle ist zwar deutsch / aber sie hat ihre widersinnige Bedeutung vom Wort Helle / das ist / klar und liechte / darumb daß in der Hölle kein Liecht ist / sondern die äusserste und dickeste Finsterniß.52 Matth. 22. 8.53 Andere meynen die Hölle heisse als ein Höle / ein grosser holer Ort der Verdammeten / der nicht kan gefüllet werden. Sprüchw. Salom. 30. 16. Die Hölle / der Frauen verschlossene Mutter / die Erde wird nicht Wassers sat / und das Feur spricht nit es ist genung. Hieher gehöret auch: die Hölle hat ihren Rachen weit auffgesperret etc. It. Virgil. l. 6. Æneid. vers. 126.


Facilis descensus Averni,

Noctes atq; dies patet atri janua Ditis;

Sed revocare gradum, superasque evadere ad auras.

Hoc opus, hic labor est.


das ist: Man kan gar leichte und mit geringer Mühe in die Hölle kommen / denn derselben schwartze Thür stehet Tag und Nacht offen; Aber so man wieder herausser wil / das kostet Mühe und Arbeit. Aber gnung von Etymologirung des Wortes Hölle.

Hierauff folget nun weiter das ander Stück des Nahmens Helle-Bocks / nemlich die particula Bock.54 Da fraget es sich nun / warum der Berg vom Bocke benahmet werde? Resp.[49] Ob dieses auch wol schon gnungsam erkläret / doch bin ich gesonnen es weiter zu vollenziehen.55 Nemlich ich sage / daß es nicht dessentwegen geschehe / als wenn der Berg etwan eine Bocksform und äusserliche Gestalt hätte: wie etwan sonsten wol andere Berge vorhanden sind / so diese oder jene Gestalt præsentiren.56 Als lieset man von Bergen welche ein Ansehen haben / entweder


(1) Spitziger Thürme.

(2) Einer bemaurten Stadt.

(3) Eines Betenden.

(4) Einer Ziegen.

(5) Einer Badewanne.

(6) Eines Mönches.

(7) Eines gekröneten Königes.

(8) Eines Helmträgers.


Quelle:
Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig, Frankfurt 1669, S. 33-50.
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