XXII

[434] Und wieder kann er's kaum ertragen,

Wie langsam Stund' um Stunde schleicht.

Da endlich hat es zehn geschlagen!

Er hat im Flug ihr Haus erreicht

Und steht, verzehrt von innrem Fieber,

Im Saal der Fürstin gegenüber ...

Sie ist allein, sie nötigt ihn

Zum Sessel. Seine Wangen glühn,

Er stottert mit verlegnem Munde,

Weiß kaum zu sprechen, quält sein Hirn,

Zermartert sich mit finstrer Stirn

Durch eine bange Viertelstunde,

Stiert vor sich hin, gedrückt und scheu –

Und sie bleibt ruhig, kühl und frei.

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 434.
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