XXX

[367] Tatjanen grade gegenüber;

Die, unverhofft und jäh bedrängt,

Erbleichend, wie im kalten Fieber,

Die Blicke stumm zu Boden senkt.

Ihr Herzchen pocht mit lautem Schlage,

Das qualvoll Bittre ihrer Lage

Betäubt sie wie ein wirrer Traum;

Der Freunde Glückwunsch hört sie kaum,

Ist einer Ohnmacht nahe, sammelt

Die letzte Kraft, ihr Atem fliegt –

Allein die Selbstbeherrschung siegt,

Sie kämpft die Tränen nieder, stammelt

Ein Dankeswort mit mattem Blick

Und sinkt auf ihren Stuhl zurück.

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 367.
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