5.

[89] Du klagest, daß die Welt so unvollkommen ist,

Und fragst, warum? Weil du so unvollkommen bist.

Wenn du vollkommen wärst, wär' auch die Welt vollkommen,

Die Unvollkommenheit wär' ihr von dir genommen.

Sie will Vollkommenheit nur mit dir selbst empfahn,

Und du bist noch so weit zurück auf dieser Bahn.

Dank ihr, daß sie mit dir will halten gleichen Schritt,

Und spute dich, daß sie auch vorwärts kommt damit!


Quelle:
Friedrich Rückert: Werke, Band 2, Leipzig und Wien [1897], S. 89.
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