7.

[171] Himmel! eh' ich nun dies Auge schließe,

Das am Tag der Anblick der Geliebten

Hat beseligt, falt' ich diese Hände,

Die sich heut um ihren Nacken schlangen,

Falt' ich sie zum Nachtgebet und bitte:

Heil und Segen, Freude, reine Wonne,

Jugendfülle, Lebensmut, Gesundheit,

Heiterkeit und Frohsinn, Ruh' und Frieden,

Ungestörtes Seelenglück: das alles

Bitt' ich nicht für mich, für die Geliebte.

Denn ich weiß, in diesem Augenblicke,

Fern von mir die holden Augen schließend,

Bittet sie für ihren Freund dasselbe.


Quelle:
Friedrich Rückert: Werke, Band 1, Leipzig und Wien [1897], S. 171.
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