Zweiter Auftritt.

[593] Hippolyt. Theramen. Oenone.


OENONE.

Ach welcher Jammer ist dem meinen gleich!

Herr, meine Königin ist dem Tode nah!

Vergebens laß ich sie so Nacht als Tag

Nicht aus den Augen – sie stirbt mir in den Armen

An einem Übel, das sie mir verhehlt.

In ewiger Zerrüttung ist ihr Geist,

Die Unruh treibt sie auf von ihrem Lager,

Sie will ins Freie, will die Sonne schauen,

Doch keinem Zeugen will ihr Schmerz begegnen.

– Sie kommt![593]

HIPPOLYT.

Ich geh, ich laß ihr freien Raum

Und spar ihr einen Anblick, den sie haßt.


Hippolyt und Theramen gehen ab.


Quelle:
Schiller, Friedrich: Phädra. Trauerspiel von Racine, in: Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Dritter Band: Übersetzungen, München 1960, S. 587–645, S. 593-594.
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