Sechzehnter Auftritt


[46] Indische Gegend. Auf einer Seite ein Feigenbaum, auf der andern eine praktikable Quelle, im Hintergrunde eine Strohhütte. Quecksilber steht hinter dem Feigenbaum, sieht sich überall um, kommt dann vor.


QUECKSILBER. Dem Himmel sei Dank! es kommt niemand nach! Jetzt steh ich frisch. Alle Geschenke der Fee sind fort, und 's Stubenmädel ist auch beim Guguck! Mir bleibt nichts als das schöne Bewußtsein, daß ich ein Esel war und hab mich anführen lassen. Aber geloffen bin ich, wie ein Windspiel, und einen Hunger hab ich, daß ich die Goldborten auf meiner Weste aufessen möcht. Ich geh gerade über den Feigenbaum, in fünf Minuten ist keine einzige mehr oben. Er steigt hinauf. Ach, jetzt wollen wir dem Hunger die Feigen zeigen. Er ißt. Prächtig! herrlich! klassisch! Er pflückt einige und steigt herab. Seine Nase hat sich um vieles vergrößert, aber so, daß sie noch proportioniert bleibt und nicht zur Karikatur wird, er ißt noch fort. Ich weiß nicht, mich blendt immer was vor die Augen? Greift an die Nase. Was ist denn das? Ich hab eine völlige Pfundnase. O ich unglückseliger Mensch, was wird mir noch alles geschehen? Auf d' Letzt komm ich auf dieser Insel um alles und muß noch mit einer langen Nasen abziehen! Die Nasen! Wenn ich da die Strauchen bekomm, das wird eine Todskrankheit. Wenn ich mich nur sehen könnte! Jetzt sollt ich halt in der Spiegelgasse sein. Ist denn niemand hier? He! Klopft an die Hütte.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 46.
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Historisch kritische Ausgabe Band 1: Der Barometermacher auf der Zauberinsel, Der Diamant des Geisterkönigs
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