Fünfundzwanzigster Auftritt


[96] Mariandel allein.


MARIANDL. Jetzt sind s' fort, und mich arme Köchin lassen s' allein in der Brisil! Wenn nur mein Florian nicht krank wird, er ist gar so kleber, ich hab ihm mit Fleiß sein[96] Brust recht eingmacht, weil s' so schwach ist. Er hat das Frühjahr ohnedem eine Kur gebraucht, hat Molken getrunken und Plutzerbirn dazu gegessen, damits ihn nur ein wenig abledigt. Wann s' aber glücklich zurückkommen, so will ich eine Mahlzeit kochen, die sich gewaschen hat.


Arie


Die Ehre ist fürwahr nicht klein,

Recht eine gute Köchin z' sein,

Doch wenn ihr d' Lieb im Köpfchen schnalzt,

Gschiehts, daß die Suppe sie versalzt.


Wenn hübsche Herren bei uns speisen,

Muß unser Herr die Zimmer weisen,

Doch oft, mit ganz zerstreutem Sinn,

Stehn s' mitten in der Küchel drin.


Da sagen s' gleich: »Schöne Mariandel,

Oh, gib mir doch dein liebes Handel!«

Doch ich, ich dreh mich nicht herum

Und rühre meine Zuspeis um.


Will einer Liebe mir beweisen

Und Küsse von den Lippen speisen:

Bei dem wird meine Treue kund,

Dem wisch ganz höflich ich den Mund.


Geht ab.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 96-97.
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