Achtzehnter Auftritt


[125] Vorige ohne Kolibri.


AMINE. Was soll das alles heißen, warum stehst du so in dich gekehrt? Hat dir Amine etwas zuleide getan?

EDUARD. Ja, Amine, du bereitest meinem Herzen bitteren Schmerz. Für sich. Mein Unglück ist entschieden: ich liebe sie.

AMINE. Ich verstehe dich nicht, du sprichst so dunkel. Sieh, ich weiß nicht warum, aber ich habe dich in dieser kurzen Zeit so lieb gewonnen, daß ich niemand auf dieser Erde weiß, dem ich so gut sein könnte wie dir, und du hast doch auf der ganzen Reise verdrüßliche Miene gemacht. Komm, ziehen wir weiter, und ging' es durch den Feuerberg, ich ziehe überall mit dir.

EDUARD. Es ist umsonst, ich muß es ihr entdecken. Stark. So wisse, armes Geschöpf, ich habe dich betrogen. Du wirst nicht meine Gemahlin.

AMINE. Nicht?

EDUARD. Nein. Siehst du jenen Feuerberg, wo die Blitze durch den Rauch sich winden? Dort wird deine Wohnung sein, jenem Geisterfürsten hab ich gelobt bei meinem Leben dich zu überliefern.

AMINE. Das hast du getan? Du? Wehmütig. Nein, das ist[125] unmöglich! Du lügst – und das mußt du nicht, Amine hat noch nie gelogen.

EDUARD. Oh, hättest du es getan, so wären wir beide glücklicher!

AMINE. Wirklich? nun, so will ich das in Zukunft wieder gutmachen und mir recht viele Mühe geben, es zu lernen, wenn ich nur weiß, daß dich das glücklich macht.

EDUARD. Zu spät, ich kann nicht mehr zurück. Amine, du mußt mir folgen. Ich habe diesen Schwur geleistet, bevor ich dich noch kannte. Wenn ich dich dem Zauberkönige nicht überliefere, so stürzt der Augenblick, in dem ich diesen Entschluß fasse, mich tot zu deinen Füßen nieder.

AMINE. Schrecklich! Schrecklich! Ach, warum hast du mich nicht den Wellen überlassen? Jetzt vielleicht schon wär ein ewger Friede in Amines Brust. Doch ich sehe das Entsetzliche deiner Lage ein und füge mich meinem unerbittlichen Geschicke, das von Kindheit an mich schon so hart verfolgt. Hier ist meine Hand, führe mich zu dem Zauberkönig.

EDUARD. Treffliches Mädchen!

FLORIAN der sich während der ganzen Szene zurückgezogen hatte und ganz ruhig war, kommt vor. O mein lieber gnädiger Herr, ich halts nimmer länger aus! Überliefern S' mich dem Zauberkönig statt ihr, und geben S' ihm halt ein paar hundert Gulden auf, oder noch was: unser alter Herr war ja alleweil ein gscheidter Mann, und voller Zauberei war er auch, vielleicht kann der uns helfen? Machen S' ein Beschwörung, kitzeln wir ihn wo heraus bei einem Loch, wie einen Grillen, daß er uns einen guten Rat gibt.

EDUARD. Ja, du hast Recht, Florian, diesen Gedanken hat dir ein wohlwollender Geist eingehaucht. Höre mich, Vater, wenn du die Stimme deines Sohnes noch erkennest, steig herauf zu mir und rette mich von meiner Verzweiflung. Vater, Vater, höre mich! Es donnert. Freude, Amine, er hat mich gehört, er kommt!


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 125-126.
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