Fünfzehnter Auftritt


[452] Vorige. Argos eiligst.


ARGOS. Du sollst nach Hause kehren, Epaminond. Dein Sohn ist tot.

EPAMINONDAS die Hände jammernd ringend. Mein Sohn, mein Sohn, o unglückseiger Tag! das überleb ich nicht. Stürtzt mit Argos ab.

SIMPLIZIUS allein, zittert am ganzen Leib. Schrecklich, schrecklich, stirbt schon wieder eine Familie aus. Der Stoiker ist gstraft für seinen Übermut. Mich fangt eine Ohnmacht ab. Setzt sich auf die Stufen des Palasts. Wo werden s' da Hofmannische Tropfen haben? Hülfe! Ohnmacht! Hülfe!


Ein Diener des Thestius aus dem Hause.


DIENER. Du möchtest hinaufkommen, Fremdling, dich zu laben.

SIMPLIZIUS matt. Laben? Das ist die höchste Zeit, daß sie mich laben. Ich komm schon, nur voraus.[452]

DIENER. Doch nimm dich wohl in acht. Die Treppe ist sehr steil, es haben sich drei Hausgenossen schon das Bein gebrochen.

SIMPLIZIUS in höchster Angst. Um Himmels willen! das nimmt ja gar kein End. Die Knie schnappen ihm zusammen. Ich trau mich gar nicht aufzutreten mehr. Führts mich hinein. Der Diener führt ihn unter dem Arm. Er spricht unter dem Abgehen. O schlechtes Volk! Einen Fremdenkirchhof haben s', das gelbe Fieber, etwas Pest, Epaminondas. – Ein Beinbruch auch! O Angst, wann ich hier stirb, mein Leben sehn s' mich nimmermehr. Schleppt sich ab, von dem Diener geführt.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 452-453.
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Die unheilbringende Zauberkrone
Raimundalmanach / Die unheilbringende Zauberkrone: Oder König ohne Reich, Held ohne Mut, Schönheit ohne Jugend