Achter Auftritt


[288] Gluthahn schleicht herein.


GLUTHAHN. Geh in den Abgrund, Volk! Ob denn ein guter Mensch, wie ich bin, ein Glück hat? Erwischen die das Weib mit ihrer diamantenen Tränenfabrik! Gluthahn, da kannst du dein Geld hereinbringen. Ich bin ein guter Mensch, aber das Weib laß ich nicht aus. Die muß mir alle Sack voll weinen. Hab schon meinen Plan ausgedacht indessen. Sechs Stunden weit, im Alpenmarkt drin, da kenn ich einen Herrn aus der Stadt, er hat ein Landhaus in Alpenmarkt drin und war in meiner Hütten öfter über Nacht, wenn er auf die Alm hinauf ist. Das ist ein vermöglicher Mann, er handelt mit guten Steinen und reist herum damit, er kauft Holz von mir. Da führ ich s' hin und laß sie etwas weinen, daß ers untersucht, ob s' wirklich Diamanten weint, ob s' nicht etwa böhmische Steine weint, oder so Zeugs. Und wenns was wert ist, so machen wir einen kleinen Überschlag, und ich verkauf ihm das ganze Weib wegen ihren Tränen um ein Pauschquantum. So ist das arme Weib versorgt, kommt auf Reisen und hat das schönste Leben. Ich kann mir halt nicht helfen, ich find, daß ich ein edler Kerl bin, ich mag schon anstellen, was ich will. Wenn ich s' nur herauslocken könnt! ich[288] wirf sie auf meinen Leiterwagen und fahr mit ihr davon, als wenn ich sie gestohlen hätt. Da kommt mein Weib.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 288-289.
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