Eilfter Auftritt.

[253] Vorige. Löwenklau. Ritter.


LÖWENKLAU stürzt herab.

RITTER hinter ihm, ohne seiner lebhaft werden zu können.

BARONIN. Welch ein Unglück!

SCHÖNBURG. Es wird Tag!

LÖWENKLAU.

Wem reiß ich hier die Zung aus? saget, wem?

Wer sprach den Fluch von Shakspeare'n und vom Teufel?

HORST auf Till deutend. Dieser Herr dort, Buchhändler Till.

LÖWENKLAU allmählich gegen Till vorschreitend.

Ha, Till und Kümmel, freches Unkraut Du![253]

Du Weber-Zettel mit dem Eselskopfe.

Krummbeiniger Richard, Herzausschneider Shylok.

Du Abschaum von dem Hexenkessel Macbeths!

Laß Dich umarmen von des Löwen Klau,

Daß sie zermalme deinen Knochenbau.

TILL der nun nicht mer, wie bisher, zurückweichen kann. Um Gottes willen retten Sie mich von diesem Rasenden.

SCHÖNBURG dazwischen tretend, zu Löwenklau. Ich bitte, junger Herr!

LÖWENKLAU. Ha, Güldenstern!

SCHÖNBURG. Ja, edler Dänenprinz! es liegt nun am Tage, daß, während bald die Einen, bald die Andern das Spiel zu lenken glaubten, der Zufall mit uns allen gespielt, und uns auf seinem Wege zum Ziele geführt hat. Das Ganze ist also eine wahre Comödie, in die kein Blutvergießen paßt.

SOPHIE. Wenn es eine Komödie ist, so muß ich zum Schlusse auch einen Mann bekommen.[254]

BARONIN. Pfui! das ist altfranzösische Manier, und nicht mehr Mode.

SOPHIE. Ja, leider kommt jetzt alles Vernünftige aus der Mode.

LÖWENKLAU.

'Ne Comödie? – Hätt' Shakspeare sie gemacht,

Wer könnte sattsam wohl ihr Lob verkünden?

Doch, da ein And'rer sie zu Weg gebracht,

So bitt' ich sehr, sie schaal und platt zu finden.

Quelle:
Ernst Raupach: Dramatische Werke komischer Gattung. Hamburg 1829.
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