Scena X

[93] Cleander, Fidele, Edward.


FIDELE. Ich rate es dem Herrn Secretarius nicht, daß er hingehet, und zumal jetzo, da die ehrliche Frau sehr krank sein soll.

CLEANDER. Der Kerl dürfte aber wohl denken, man steckte vor ihm Zitterfedern auf.

EDWARD. Ach, es hat sich wohl. Er ist selbsten froh, daß ihn die Leute nur ungevexiert lassen.

FIDELE. Weiß der Herr Secretarius was? Die Camille sagte vor zu mir, sie wollte die Alte besuchen, hernach zu mir kommen und alles erzählen, was da passierete.

CLEANDER. So wollen wir es so lange dabei bewenden lassen. Wenn ich höre, daß es mit der Alten wieder besser ist, so will ich doch hingehen und hören, was sie sagen werden.

EDWARD. Wie wird sich aber der Herr Cleander wegen seiner Schminke zu exkusieren wissen?[93]

CLEANDER. Dafür lasse der Herr mich sorgen, ich will das Ding schon zu karten wissen.

EDWARD. Ei, daran zweifele ich gar nicht.

FIDELE. Wenn der Fremde nun im Hemde dort sitzt, er wird den Herrn Secretarium gar nit sauer ansehen.

CLEANDER. Haben denn ihm die Soldaten die Hosen auch ausgezogen?

FIDELE. Ich halte, ja.

CLEANDER. So hätte ich doch lachen müssen, wenn ich ihn im Hemde hätte sehen zur Stadt hereinkommen.

EDWARD. Er wird wohl flugs früh oder bei Torschließen sein angestochen kommen, damit ihn die Leute nicht groß gesehen haben.

CLEANDER. Ich werde ihn ja auch noch zu sehen bekommen. Aber wollen wir nicht dort hingehen, wie wir versprochen haben?

EDWARD. Wie Monsieur beliebet.

CLEANDER. So lassen Sie uns fein bald gehen.

FIDELE. An mir lieget es nicht. Gehn ab.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 93-94.
Lizenz:
Kategorien: