Achtzehenter Auftritt

[292] Mummelmärten mit der Fackel, Fortunatus, Feuerfax, Friedenschild, Mirax, Naruffsky, Pamphilius, Marode, Sylvester, Cursino, Culin, Damastor, Kilian.


MUMMELMÄRTEN gehet etwas zu voran. Hierher, Ihr Herren, hier sind sie.

ALLE kommen geschwinde gelaufen mit entblößten Gewehr. Steht, ihr Hunde!

EHRENFRIED. Halt!

MUMMELMÄRTEN. Je, halt doch, es ist der Herr Graf nur allein!

FORTUNATUS. Ihro Exzellenz, Sie verzeihen uns, es ist finster. Wir dachten, es wären die Bösewichter, welche Ihro Exzellenz hätten umbringen wollen.[292]

EHRENFRIED. Ei, ihr seid feine Leute. Nun ist es Zeit, daß ihr kommt.

FEUERFAX. Ihro Gnaden, wir haben Sie ja gesucht.

EHRENFRIED. Ei Sapperment! Müßt ihr denn alle von mir gehn, wenn ich nach Hause fahre?

FORTUNATUS. Ihro Exzellenz, Sie werden mich entschuldiget halten, daß ich nicht bin wieder nach Hofe kommen, denn die alte Trödelfrau hat mich so lange mit den Gelde aufgehalten.

EHRENFRIED. Wieviel hat sie Euch denn auf den Mantelsack und auf die Stiefeln gegeben?

FORTUNATUS. Nicht mehr als fünf Rthlr.

EHRENFRIED. Wo ist denn das Geld?

FORTUNATUS. Morgen früh so soll ich wieder hinkommen und es holen.

EHRENFRIED. Nun, so vergeßt es auch nicht.

FORTUNATUS. Nein, Ihro Exzellenz, ich will's nicht vergessen.

EHRENFRIED. Aber Herr Hauptmann, was habt denn Ihr für eine Excuse, daß Ihr nicht seid bei der Aufwartung geblieben?

FEUERFAX. Ihro Hochgräfl. Gnaden, die Zähne taten mir so lasterlich weh.

EHRENFRIED. Ei, warum nicht gar was anders? Ich denke aber immer, Herr Hauptmann, das Ding wird eine Schraube sein.

FEUERFAX. Ei behüte Gott! Wer wird denn Ihro Exzellenz mit Lügen berichten.

EHRENFRIED. Wo stakt aber Ihr, Herr Fähndrich?

FRIEDENSCHILD. Ihro Exzellenz, ich ließ meine Schuh flicken.

EHRENFRIED. Die Entschuldigung mag auch noch hingehen; aber wo wäret denn Ihr, Stallmeister?

MIRAX. Ihro Exzellenz, ich war zu Hause und machte das Bette zurechte.[293]

EHRENFRIED. Die Entschuldigung gehet auch noch hin. Weiter?

NARUFFSKY. Ich und mein Kamerad hier ließen uns die Hosen flicken. So mußten wir beide so lange in der Hölle sitzen, bis der Schneider mit fertig war.

EHRENFRIED. Ist denn die Liverei schon wieder zurissen?

PAMPHILIUS. Ihro Exzellenz, haben wir doch noch keine Hosen bei Sie bekommen.

EHRENFRIED. Warum tut ihr aber die Mäuler nicht auf?

NARUFFSKY. Haben wir's doch wohl zehnmal wegen der Hosen dem Herrn Kapitän hier gesagt.

EHRENFRIED. Ei, Herr Kapitänleutenant, warum lasset Ihr den Kammerdienern keine Hosen machen?

FORTUNATUS. Ihro Exzellenz, haben doch meine selbst keinen ganzen Boden mehr.

EHRENFRIED. Warum zieht Ihr aber keine neue an?

FORTUNATUS. Ja, Ihro Exzellenz, am Anziehen sollte es gar nicht fehlen, wenn ich nur welche hätte.

EHRENFRIED. Warum lasset Ihr Euch denn keine machen?

FORTUNATUS. Ja, Ihro Gnaden, es wäre gut machen, wer nur Geld hätte.

EHRENFRIED. Nun, geduldet euch nur, ich will euch ehester Tage, wenn ich werde von meiner Grafschaft die Steuergelder bekommen, alle miteinander auf das properste herausmundieren lassen. Aber daß ich weiter frage: Wo seid denn ihr übrigen gewesen, wie ich von Hofe führe? Nu, wenn wird's? Habt ihr gar keine Mäuler?

MUMMELMÄRTEN. Ihro Exzellenz, was sollen sie sagen; sie wissen wohl, daß sie unrecht haben.

EHRENFRIED. Damit ihr aber ein andermal fein an euere Aufwartung gedenken könnet, so sollt ihr morgen alle sechse in den Bock gespannet werden.

CURSINO, CULIN, MARODE, SYLVESTER, DAMA-STOR UND KILIAN knien nieder und sprechen. Ei, Ihro Gnaden, Sie werden ja das nicht tun.

EHRENFRIED. Nu, es hilft nichts, Strafe muß sein.[294]

FORTUNATUS. Was ist denn Ihro Exzellenz begegnet, da Sie sind nach Hause gefahren?

EHRENFRIED. Ich will's Euch morgen schon erzählen. Kommt nur und begleitet mich zur Ruhe, damit sich meine ermüdeten Kräfte in etwas erholen können.

ALLE. Wie Ihro Exzellenz befehlen werden.

CURSINO, CULIN, MARODE, SYLVESTER, DAMA-STOR UND KILIAN knien wieder nieder und sprechen. Ihro Hochgräfl. Gnaden, Sie schenken uns immer die Strafe wegen des Bockspannens.

EHRENFRIED. Schert euch nur fort mit zu Bette; es wird sich morgen schon geben. Gehen ab.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 292-295.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Graf Ehrenfried
Graf Ehrenfried: Abdruck der Erstausgabe von 1700