Scena I

[5] Schlampampe.


SCHLAMPAMPE. Nun, es gläubet mir's auch kein Mensche, wie ich von meinen Rabenäsern, meinen Mädchen, gequälet werde. Da wollen sie bald dieses und jenes von mir haben. So wahr ich eine ehrliche Frau bin, wenn ich dran gedenke, ich möchte flugs Hörner kriegen; ja, sie tribulieren mich auch, daß es den Göttern im Wolken erbarmen möchte. Man denke doch nur, da wollen sie jetzund wieder neue Kleider von mir haben. Wo soll ich's arme Frau denn endlich noch hernehmen? Kein Verdienst ist groß, und von meinen Studenten im Hause kann ich keinen Heller Stubenzins bekommen. So wahr ich eine ehrliche Frau bin, ich kann's unmöglich länger ausstehn. Ach, wie glückselig muß doch so eine Mutter leben, die gar keine Kinder hat. Ich dächte, wenn ich keine Kinder hätte, ich wollte die geruhigsten Tage auf der Welt haben, allein, was kann ich tun? Der Himmel hat mir sie einmal bescheret, ich muß doch sehen, auf was Art ich sie als eine ehrliche Frau versorge.


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Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 5.
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L'Honnête Femme oder die Ehrliche Frau zu Plißine
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