Scena X

[19] Schlampampe, Ursille, Laux.


SCHLAMPAMPE. Verliere auch nichts, Köchin.

URSILLE. Es wird mir ja nicht durch die Schürze fallen.

LAUX. Glück zu, Ihr Leutchen.

SCHLAMPAMPE. Großen Dank, nach wem fragt Ihr?

LAUX. Könnet Ihr mich nicht zurechte weisen, wo der Gasthof zum Göldenen Maulaffen ist?

SCHLAMPAMPE. Zu wem wollt Ihr denn da?

LAUX. Da soll ich einen Brief abgeben an die Wirtin.

SCHLAMPAMPE. Wo kömmt denn der Brief her?

LAUX. Er kömmt gar weit her.

SCHLAMPAMPE. Wo ist denn der Brief?

LAUX. Hier habe ich ihn. Könnet Ihr mich zurechte weisen, so tut's und haltet mich nicht lange auf.

SCHLAMPAMPE. Gebt her den Brief, er wird wohl mir zukommen.

LAUX. Seid Ihr denn irgend gar die Frau Wirtin zum Goldenen Maulaffen?

SCHLAMPAMPE. Freilich bin ich's.

LAUX. Ich hätte es leicht denken sollen, denn sie wurde mir, wie Ihr sehet, ebenso beschrieben.

SCHLAMPAMPE. Nun, wo habt Ihr denn den Brief?

LAUX. Hier ist er, da habt Ihr ihn, Ihr werdet wohl sehen, was drinne stehet. Gibt ihr den Brief.

SCHLAMPAMPE. Kommt doch mit herein, Ihr seid doch wohl durstig. Ich will Euch lassen was zu trinken geben.

LAUX. Ihr müßt mich aber nicht lange aufhalten.

URSILLE. Wo kommt Ihr aber her?

LAUX. Ich bin ein extraordinärer Bote und komme von Hamburg daran.[19]

SCHLAMPAMPE. Ist denn der Brief in Hamburg geschrieben?

LAUX. Das denk ich, halt ich, wohl nicht, denn wo mir recht ist, so ist dieser Brief gar in Holland oder Engelland geschrieben, denn die Amsterdamer Schiffe haben ihn in den Posthause zu Hamburg abgegeben.

SCHLAMPAMPE. Geht nur mit in mein Haus, ich will ihn lesen lassen, und wenn es nötig, Euch mit einer Antwort wieder versehen.

LAUX. Es ist ganz gut, Jungefrau, aber haltet mich nur nicht lange auf.

SCHLAMPAMPE. Je, seid Ihr nicht ein Kind, warum sollte ich Euch denn aufhalten? Gehen ins Haus.

Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 19-20.
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