Scena VII

[36] Schlampampe, Charlotte, Clarille in roten Damaskenkleidern und hohen Fantanschen. Schelmuffsky und Däfftle.


SCHLAMPAMPE. Ich dächte, wer nun nicht wollte, der wäre nicht hungrig?

SCHELMUFFSKY. Der Tebel hol mer, die Kleider lassen recht propre.

CHARLOTTE. Zum wenigsten, wer mich haben will, muß einer von Adel sein.[36]

CLARILLE. Und wer das Jawort von mir holen will, muß führwahr Federn auf den Hute tragen.

CHARLOTTE. Frau Mutter, nun muß Sie uns auch künftig Kutsche und Pferde halten.

CLARILLE. Führwahr, Frau Mutter, wenn Sie solches nicht tut, die Leute halten es Ihr vor übel.

SCHLAMPAMPE. Wartet, bis ihr Männer bekommt, hernach möget ihr euch gar lassen in der Sänfte tragen.

SCHELMUFFSKY. Der Tebel hol mer, Frau Mutter, hat Sie nun so viel auf die Mädchen gewandt, so kann Sie ihnen ja noch wohl eine elende Kutsche und Pferde halten.

SCHLAMPAMPE. Ei, du hast mir die Kutsche und Pferde jetzt ausgezogen.

SCHELMUFFSKY. Was, ausgezogen? Sie darf sich nur, der Tebel hol mer, über mich beschweren. Als wenn Sie es von den Ihrigen gegeben.

SCHLAMPAMPE. Ich weiß am besten, wo mich der Schuch druckt.

SCHELMUFFSKY. Der Tebel hol mer, Frau Mutter, Sie ist auch wie Matz ... Sie bimmelt, und treibt Sie keine Not darzu.

SCHLAMPAMPE. O du lausigter Hund, ich wollte, daß ich dich nur unter den Franzosen hätte verzappeln lassen.

SCHELMUFFSKY. Ich weiß Ihr's, der Tebel hol mer, keinen Dank, daß Sie es getan hat.

SCHLAMPAMPE. Je, du Schelm, hättest du solches nicht von mir begehret, es würde wohl nachgeblieben sein. Hundert Taler fallen einen nicht gleich aus den Ärmel.

DÄFFTLE. Frau Mutter, Sie erzürne sich nur nicht über den Franzmann.

SCHELMUFFSKY. Du Junge, wenn du dein Maul nicht hältest, so will ich dir ein paar stattliche Ohrfeigen geben.

SCHLAMPAMPE. Komm nur, hast du ein Herze und schlage mir ihn, ich will dir die Wege weisen.

SCHELMUFFSKY. Das Herze hätte ich, der Tebel hol mer, auch wohl noch. Ob Sie gleich denkt, Frau Mutter, daß er[37] das Hätschelchen ist und alle Nacht bei Ihr schläft, daß alle Leute davon zu reden wissen.

DÄFFTLE. Was gehet's denn so einen Kaper an?

SCHELMUFFSKY. Junge, schweig, sag ich dir, oder, der Tebel hol mer, du kriegst eine, daß dir Hören und Sehn vergehet.

SCHLAMPAMPE. Melde dich nur an!

DÄFFTLE. Von so einen verlausigten Franzmanne ließe ich mich wohl gar schlagen.

SCHELMUFFSKY schlägt ihn hinters Ohr. Da hast du doch nur eine, du Hundsfott!

SCHLAMPAMPE. Je, daß es den Göttern in Wolken erbarme, du Schelm, schlag. Ach, hätte ich dich nackigten Lauserum nur in der Fremde sitzen lassen, daß dich die Läuse aufgefressen, so dürfte ich mich doch über dich nicht so ärgern. Komm, Däfftle, wir wollen hingehen und vor den Ofen knien, vielleicht erhören die Götter unser Gebet und befreien uns von den bösen Menschen. Gehet mit Däfftle ab.

SCHELMUFFSKY. Meinthalben mag sie wohl mit ihn an den Galgen knien.

CLARILLE. Hättest du nur stille geschwiegen, Schelmuffsky, du weißt ja, wie sie ist; wenn sie Lust zu zanken hat, so macht sie es uns eben nicht anders.

SCHELMUFFSKY. Was Sapperment gehet's aber den Jungen an?

CHARLOTTE. Wir haben uns Däfftle wegen mit ihr vielmal bis auf das Schlagen gekiffen.

SCHELMUFFSKY. Sie darf aber, der Tebel hol mer, nicht denken, daß der Junge meinesgleichen ist. Er mag auch erstlich in die Welt wandern und sich ein Jahr oder etliche den rauhen Wind lassen unter die Nase gehen, wie ich getan habe, darnach soll er reden.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 36-38.
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