3. Dat nige Whist

[215] Up weck Fläg' spelen sei 'ne Ort von Whist,

De eigentlich ein jeder spelen müßt,

De wat von des' Ort Spill versteiht,

Wil des' Ort hellschen lustig geiht.

Dit Spill, dat spelen ehre acht:

Vir dragen't Spill ganz ornlich vör,

Vir anner sitten achter ehr

Un gewen up de Fehler acht.

Des' letzten hewwen lange Pipen,

Un wenn de Spelers sick vergripen,

Denn wisen s' mit de Pipenspitz:

»De blanke Bur ward di nicks nütz,

Ick würd den blanken Buren spelen.«

Un denn: »Holt doch, dat süll uns fehlen!

Wo ward'n wi denn sin Forschen slahn?«

Un wedder denn: »So lat doch gahn!

Wat hett uns Ruten-Säben dann?«

Un: »Ne, den nich! Wie möten jo bedeinen.«

Un: »Ih, bewohr! Na, dat wir nüdlich!

Wo so denn Trumpf? Sei heww'n jo keinen.«

Un ok de Spelers alle vir,

De reden mitenanner düdlich.

Ein jeder hett so sin Manier,

De kennt sin Mann denn ganz genau

Un snitt sin Utspill dornah tau,

Un denn, natürlich, wenn s' sick nich verstahn,

Denn ward dat Spill en beten unnerbraken

Un ward denn richtig dörch irst spraken

Un kann denn nahsten wider gahn.

Blot mit Cajenne, Grang un Null,

Dor ward dat Spill en beten dull,

Denn dat ward mit Fautpedden spält,

Un wenn dor ein den richtigen verfehlt

Un sick nich up den Tritt versteiht[216]

Un den verkihrten pedden deiht

Un peddt tau dull

Un peddt stats Null

En slichten Grang un wenn he

En Likdurn peddt gor stats Cajenne,

Geiht't unner 'n Disch gefährlich her.

Sei stöten sick de Krüz un Quer,

Un ick bün nich recht girn dorbi,

Denn't Ganze ward Schikaneri.

Doch dese Ort kümmt selten vör,

Wil dat dat Fautpedd'n un dat Tahren

Irst möt besonders utmakt warden.


Na, einmal kamm ick nah en Urt,

De Stadt liggt dicht an de Tollens',

Dor spelt ick desen Whist denn mit.

Min Mann, dat was oll Möller Curd,

Min Achtermann was Bäcker Mens',

Un de Burmeister un oll Smidt,

De wiren beid' uns' Gegenpart.

Na, as nu rümmer gewen ward,

Dunn seggt oll Smidt: »Na, so as süs.«

Un as nu all'ns in Ordnung is,

Dunn seggt oll Curd: »Ick kann't den Herrn

Nah mine Kort gaud äwerlaten«,

Un ward mi up de Tehnen pedden.

Ick kik nu rin in mine Kort

Un finn dor söß von eine Ort

Un segg denn nu: »Na, ick mak Pik.«

»Holt!« röppt min Achtermann tauglik,

»Wat Pik? Hei will jo Grang abs'lut.

Wenn sei't Herr Curd gaud äwerlett,

Denn wis't hei Sei, dat hei wat hett.

Wi spelen Grang: nu man herut!«[217]

Dat durt nich lang, dunn bün ick an,

Ick spel Pik-Dam un krig den Stich.

»Man wider«, seggt min Äd', Herr Curd.

Ick spel nu Kreuz, hei kickt mi an.

»Herr«, seggt hei, »dat verstah ick nich,

Ick segg: Man wider, wider furt!

Un Sei, Sei spälen mi Kreuz-Säben?«

»Ja«, seggt min Achtermann, »Sei möten

En beten beter Achtung gewen

Un up dat hüren, wat hei will.«


Dat nächstemal kümmt Trumpf in't Spill.

Oll Curd, de ward mi eklig stöten

Un seggt dortau: »Na, man herut!«

Un ick spel Ruten-König ut.

De König, de behöllt den Stich,

Un Curd, de seggt: »Verstahn Sei nich?

Ick segg tau Sei: Nu man herut!«

»Wo«, segg ick, »ick verstah Sei – ja!«

Un spel de Dam in Ruten nah.


Dunn smitt oll Curd de Korten hen

Un springt vör Bosheit hell in En'n

Un röppt dortau in vulle Wut:

»Sei spelen just so as en Snider,

Mit Sei spel jo der Deuwel wider!

All dreimal segg ick: Man herut!

Un spelt doch keinen Trumpf nich ut.«

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 2, Rostock 1967, S. 215-218.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Wieland, Christoph Martin

Musarion. Ein Gedicht in drei Buechern

Musarion. Ein Gedicht in drei Buechern

Nachdem Musarion sich mit ihrem Freund Phanias gestrittet hat, flüchtet sich dieser in sinnenfeindliche Meditation und hängt zwei radikalen philosophischen Lehrern an. Musarion provoziert eine Diskussion zwischen den Philosophen, die in einer Prügelei mündet und Phanias erkennen lässt, dass die beiden »nicht ganz so weise als ihr System sind.«

52 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon