36. De schöne Spandillg

[288] Majur von Voß tau Grabowhäw'

Hadd mal 'n Hollänner bi sin Käuh,

De sihr dat Solospill bedrew.

De Mann was süs nich tau verachten

Un was ok idel gaud bi't Veih;

Doch as hei wull von Frischen pachten

Un dorüm kamm taum Herrn Majuren,

Dunn seggt de Herr Majur: »Bollhagen«,

Seggt hei, »de groten Fragen,

De Solos un de Mataduren,

De hewwen männigeinen all

Bet up dat blanke Hemd uttagen.

Wenn ick Sei wedder nemen sall,

Denn möten S' mi dat fast verspreken,

Dat S' mit dat Solospill afbreken.«

Bollhagen, de versprekt ok fast;

Doch knapp nah drei, vier Wochen was't,

Dunn gung dat wedder: »Solo klür,

Drei Matadur un denn de Irsten!«


Dat argert den Majuren sihr,

Doch wat em argert noch am mihrsten,

Dat was, dat hei tau weiten kreg,

Dat sick sin leiw Bollhagen ümmer

Mit Korten in de Tasch rüm drög.

»Ne«, seggt de Herr Majur tau sick,[288]

»Bollhagen, ne, so geiht dat nich!

Na, äwerst marken sall hei't doch,

Dat ick em up de Sprüngen bün«,

Un geiht dorbi in't Veihhus rin,

Kickt up de Del, kickt in den Trog

Un fröggt nah dit und fröggt nah dat,

Ob't Veih dat Fauder ok woll fratt,

Un fröggt den oll'n Bollhagen, wenn'e

Mit lang Heu an tau faudern füng,

Un kümmt so nah den Middelstänner,

Wo Haud un Rock von den Hollänner,

As ümmer, an den Nagel hüng,

Un grawwelt lis' de Slipp hendal,

Ahn dat de Melkers dat gewohrten.

»Wohrhaftig ja, dor sünd de Korten!«

Un halt s' herut. »Na, täuw nu mal!«

Un geiht ganz sachten ut de Dör

Den Weg entlang de Gorenheck

Un streu't de Korten hen un her

Recht in den Veihhus-Winterdreck

Un stellt sick in dat Wagenschur

Nich wid von't Veihhus up de Lur.


Bollhagen kümmt nu ut de Dör.

»Wo Dunner?« seggt hei, »Rutenbur!

Wo kümmt hir Rutenbur denn her?«

Na, hei geiht wider. »Herzen-Säben!

Wo, dit's doch narschen! – Herzen-Säben?

Wo kümmt de her? Dit's mi tau krus!

Wer ward denn so mit Korten lewen?«

Doch geiht hei furt. »Süh dor, Kreuz-Dus!

De Kort' is gaud«, seggt uns' Bollhagen,

»Wenn einer spelt un deiht denn fragen,

Un't fröggt de anner em: 'Wo heit s'?'

Un hei fröggt grot un röppt denn Kreuz,

Denn kann'n en hellsches Spill up maken.«[289]

Kum hett hei dit so vör sick spraken,

Dunn süht hei in den Dreck Kreuz-Dam;

Bollhagen schütt vör Schreck tausam

Un kriggt vör Arger fast de Hilg'.

»Wo Dunnerweder, de Spandillg!

Wo, dit is denn doch niderträchtig!«

Un bückt sick dal un nimmt sei rasch

Un wischt den Dreck ehr af bedächtig

Un steckt sei in de Westentasch.

»Wat? Mit Spandillg so rüm spillunken?

Ick wull, ick hadd blot den Hallunken!«


Un de Majur

Slickt von de Lur

Still ut dat Schur.

»Ick was en Dur!

Heww'n einen irst de Mataduren

Fast bi de Uhren,

Denn is an em Hoppen un Molt verluren!«

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 2, Rostock 1967, S. 288-290.
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