Fünfter und letzter Aufzug.

[429] Friede / die drey Hauptstände / Teutschland /Wahremund / Wolraht / Degenwehrt / J. Reinhart /Mars / Wühterich.

Hie tritt nun auff der Friede / auff das allerschönste geschmükket / vor dem Friede gehen so vieler kleiner Engel oder Kinder her / alle in weiß gekleidet / und Oelzweige in den Händen / wie auch Lorbeerkräntze auff den Häuptern tragend / so viel man solcher etwan kan haben / dem Friede folgen die drey Stände / als Geistlicher / Weltlicher und Haußstand / die kinder singen folgendes Lied.
[429]

Triumphlied der Siegesprachtenden Kinder /


Welche den Edelen Frieden nach Teutschland begleiten.
[430]

1.

Triumph / Triumph / der Mars ist fort /

Hinfüro wird noch Raum noch Mord

Das teutsche Volk tyrannisiren /

Nun können wir in Fried' und Ruh'

All unser Leben bringen zu /

Weil niemand soll die Waffen rühren /

Drauff bringen wir / O Teutsches Reich /

Dir Frieden und viel Heils zugleich.


2.

Triumph / Triumph / der Himmel lacht /

Daß Mars mit seiner strengen Macht /

Uns Teutsche nicht mehr kan bezwingen /

Die Donau / Weser / Elbe / Rhein

Die jauchtzen gleichsam ins gemein /

Daß ihnen wil ihr Wunsch gelingen /

Jetzt bringen wir / O Teutsches Reich /

Dir Frieden und viel Heils zugleich.
[431]

3.

Triumph / Triumph / die GOttes Knecht' /

Auch die das Schwerdt gebrauchen recht /

Die klopffen frölich in die Hände /

Der Handwerks- Kauff und Akkersmann /

Die schauen diß mit Freuden an /

Daß nun das Kriegen hat ein Ende.

Jtzt bringen wir / O Teutsches Reich /

Dir Frieden und viel Heils zugleich.


4.

Triumph / Triumph / der Neid ist todt /

Frau Mißgunst leidet grosse Noht /

Seht / Einigkeit muß oben schweben /

Jtzt weicht dem Frieden die Gefahr /

Die Fürsten sampt der edlen Schaar /

Die wollen itzt vertraulich leben /

Drauff bringen wir / O Teutsches Reich /

Dir Frieden und viel Heils zugleich.


Hierauf steiget Teutschland von ihrem Thron / gehet dem Frieden gantz freudig entgegen und umbfähet denselben auff das lieblichste / dabey spricht.


TEUTSCHLAND. Du mein allersüssester Friede / du wunderschöne Tochter des gütigen Himmels / meine eintzige Freude / Ja du kräfftiger Trost und Erquikkung aller Menschen auff Erden / daß du endlich / nach deme ich dreissig gantzer Jahre / wegen meiner schweren vielfältigen Ver brechen und Mißhandlungen / von dir bin verlassen / dagegen von dem grimmigen Mars und seinem Wühterich[432] erbärmlicher Massen geplaget worden / nunmehr mich wieder heimsuchest / mit deinen schier unzehlichen Schätzen und Gütern zu beschenken / dafür danke ich dem allergütigsten GOtt und Vater im Himmel auß dem innersten Grunde meines Hertzen / und wünsche von gantzer Seele / daß du hinfüro nimmermehr von mir weichen / sondern biß an den lieben Jüngsten Tag bey mir und den meinigen beständig mögest verharren.


Allgemeiner Wunsch.


Welchen die triumphirende und singende Kinder in einem eintzigen Satz lassen erschallen / jedoch also / daß sie denselbigen wiederholen.
[433]

Amen / dieses werde waar /

Friede schütz uns immerdar /

Friede müss' in Teutschland bleiben;

Friede müsse Krieg und List /

Und was mehr uns schädlich ist /

Weit von unsren Grentzen treiben.

Amen / Amen / das sey waar /

Friede schütz' uns immerdar.


FRIEDE. Gelobet sey GOTT / und hochgepriesen sey der HERR Zebaoth / der mich / O großmächtigste Königin /[434] dir auß lauter Gnaden / und nicht umb deiner Verdienste willen / hat wieder geschenket / der Allerhöhester verleihe dir ein solches Hertz / das stets wandle in seinen Geboten und Wegen / ja Jhn mit solchem Eifer fürchte / ehre und liebe / daß Teutschland nimmermehr meiner angenehmen Gegenwart möge beraubet werden.


Hie singet das Kohr der Kinder oder Engel abermal.


Amen dieses werde waar /

Friede schütz uns immerdar / etc.


Unterdessen führet Teutschland den Frieden an der Hand / und setzet ihn neben sich auff den Trohn /zur rechten Seiten desselben stehen Wahremund /Wolraht / Degenwehrt / zur Linken Seiten / die drey Stände / vor dem Trohn die Engel oder Kinder /Mars aber und Wühterich liegen in einer Ekken und werden von J. Reinhart / wenn sie sich ungebärdig anstellen / tapfer gepeitschet.


TEUTSCHLAND. Merket auff ihr meine Lieben / und höret die Worte eurer Königin: Es erfordert die allerhöheste Nohtwendigkeit / daß in diesem meinem neuen gantz glükkseligen Stande alles / was in unserem gantzen teutschen Reiche befindlich / verbessert / geändert und in eine solche Ordnung gebracht werde / welche GOTT im Himmel gefällig und den Menschen auff Erden nützlich / nöhtig und angenehm / derowegen ihr meine getreue Rähte und Diener / Herr Wahremund / Wolraht und Degenwehrt / eröffnet ein jedweder euer Bedenken / wie ihr vermeinet / daß hinfüro unser teutsches Regiment recht und wol möge angestellet werden.[435]

WAHREMUND. Großmächtigste / allergnädigste Königin und Frau / ob zwar meine Schuldigkeit erfodert / E[uer] Majestät gnädigstem Befehl allergehorsamst nachzukommen / so erkenne ich doch bey diesem hohen Werke meine Schwachheit und Unvermögen / gelanget deßwegen an eure Majestät mein unterthänigstes Suchen / sie wolle ihr gnädigst belieben lassen / den Frieden / als welcher vom Himmel kommen / und demnach keine andere als himmlische und hochnützliche Vorschläge kan geben / zu ersuchen / daß sie ihren hochweisesten Raht in dieser wichtigen Sachen ertheilen / und von Wiederanrichtung eines guten Regiments ihre hochvernünfftige Meinung eröffnen wolle / nicht zweiflend / dadurch alles auff einen gar guten Fuß werde gestellet werden.

WOLRAHT. Wenn ich / Durchleuchtigste Königin / von diesem / meines vielgeliebten Mitrahtes / des Herrn Wahremunds Bedenken ein unparteiisches Urtheil solte fällen / so muß ich bekennen / daß es nicht allein wol gemeinet / sondern auch wol getroffen / wir werden keinen bessern noch klügern Rahtgeber in dieser Welt / als eben den edlen und wehrten Frieden antreffen können.

DEGENWEHRT. Und eben dieses / großmächtigste Königin / ist auch meine unvorgreiffliche Meinung / daß uns der wehrte Friede am allerfüglichsten eine Form oder Muster kan vorschreiben / nach welchem das teutsche Reich hinfüro müsse regieret und bey seinem Wolstande erhalten werden.[436]

TEUTSCHLAND. Wollan denn / ihr meine Lieben / dieweil dieser euer guter und wolgefasseter Rahtschluß / auch mir trefflich wolgefält / so wil ich / O alleredelster und wehrtester Friede / zum allerfreundlichsten dich ersuchet und gebeten haben / du wollest dir gefallen lassen / meinen / durch die langwirige / von dem grausamen Mars und seinem grimmigen Wühterich geführte Kriege und verübete Tyranney / fast gar zerrütteten Zustand zu verbessern / und wiederumb in eine richtige / zufoderst aber meinen biß auff den Grund verderbeten Unterthanen zuträgliche Ordnung zubringen.

FRIEDE. Wie kan ich doch / großmächtigste Königin / auff so freundliches begehren meines allerliebsten Teutschlandes / derselben ichtwas versagen / ich wil zwar einen kurtzen / aber doch verhoffentlich / solchen Raht ertheilen / dessen / dafern ihm nur ernstlich wird nachgelebet / das gantze teutsche Reich biß an der Welt Ende sich wird erfreuen könenn. Und damit wir uns nicht gar zu lange auffhalten / so ist anfänglich hochnöthig daß diese beyde Bluthunde / nemlich Mars und sein Handlanger Wühterich / von dem teutschen Boden hinweg geschaffet / und an desselben äussersten Grentzen mit gewaltigen Ketten und starken Fesselen an einen hohen Felsen werden geschlossen / daselbst auch so lange angefesselt gehalten / biß die Göttliche Gerechtigkeit sie wiederumb loß gebe / und zu Bestraffung der übermachten Menschlichen Untugenden sie auffs neue in ein Land schikken / welches verdienet hat von ihnen beherschet zu werden / du aber / O großmächtigstes Teutschland / hüte dich ja auff das allerfleissigste / daß diese ungeheure Bluthunde[437] nicht umb deinet willen wiederum loß gelassen / und ihnen auffs neue / dich zu tyrannisiren von oben herab möge erlaubet werden. Teutschland schläget die Hände in einander / sihet in die höhe / und seufftzet! Und damit solches ohne Verzug möge geschehen / so befehlen wir dir Junker Reinhart / daß du ungesäumet den höllischen Schmid / Vulkan genant / anhero lassest kommen / damit derselbe / unserem ernstlichen Befehl zu folge / mehrbesagte beyde grimmige Wunderthiere auß Teutschland führe / und an die höhesten Felsen des unwegsamen Alpengebürges fest schliesse / ja / biß auff fernem Bescheid gar daselbst anschmiede.


J. Reinhart machet eine tieffe Reverentz und gehet ab / Wahremund aber / Wolraht / Degenwehrt / die drey teutsche Stände / wie auch alle Kinder oder Engel fallen zugleich nieder is auff ihre Knie / und singen folgenden Satz.


Loblied.


Dem Edlen Frieden / wegen Ertheilung so guter und hochvernünfftiger Rahtschläge / zu Ehren gesungen.
[438]

Dieser Raht der komt von GOtt /

Lasset uns ihn höchlich preisen /

Und demselben ohne Spott

Ehre / Lieb' und Dienst' erweisen /

Teutschland / es ist alles gut

Was der wehrte Friede thut!


J. Reinhart und Sausewind bringen den Vulkan in Gestalt eines hinkenden Schmides / mit einem schmutzigen Schurtzfelle und grossen Hammer auff den Nakken.


FRIEDE. Vulkan / wir haben dich lassen anhero fodern / daß du diese beyde grimmige Menschenfeinde / nemlich den[439] Blutdurstigen Mars und seinen Diener den unmenschlichen Wühterich / mit Ketten und Fesselen gebunden biß über die äusserste Gräntzen von Teutschland führen / und sie an einem gehen Felsen des allerhöhesten Alpengebürges fest sollest anschliessen / auch nicht ehe wieder aufflösen oder frey lassen / biß es dir von der Göttlichen Gerechtigkeit wird anbefohlen / hiernach wisse dich zu richten.

VULKAN. Oho / Oho / das ist mir mal ein recht angenehmer Befehl / das ist mir fürwar ein recht gewünschtes Fressen / Er spricht zum Mars. Finde ich dich hie / du feiner Gesell? Komme nur immer her / du hast mir wol ehe ein feines paar Hörner auffgesetzet / was gilts / ich wil dir die Daumenschrauben wieder auffsetzen. Er wirft ihm noch eine Kette umb den Halß und gibt ihm etliche gute Püffe.

MARS. O du lahmer hinkender Dieb / muß ich den Tag noch endlich erleben / daß du mich auffs neue fesselst und bindest / ja nebenst meinem Wühterich hinführest / uns zwischen die unbewohnte / rauche und grausame Felsen einzuschliessen? War es nicht genug / du stinkender Hornträger / daß du mich und deine schöne Venus in einem eisernen Gitter verschlossen und gefangen / aller Welt zum Schauspiel hast dargestellet? O könte ich mich doch grausamlichst an dir revengiren!

VULKAN. Jch wil dich wol revengiren / kriege ich dich erstlich in das Gebürge / du leichtfertiger Hurenschelm / die Zeit ist schon vorbey / da dir die schöne Frauen in deinen Mörderischen Arm schlieffen. Fort ihr Hunde / fort.[440]

FRIEDE. Mache nur nicht viel Wesens / Vulkan mit diesen abgesagten Feinden des Menschlichen Geschlechtes / immer fort mit ihnen / und das geschwinde.

MARS UND WÜHTERICH brüllen greulich und schreien mit greßlicher Stimme. O Teutschland / Teutschland / Teutschland / sollen wir dich nun verlassen! O verfluchter Tag! O verfluchte Stunde! O verfluchter Friede! O verfluchter Vulkan! O verfluchte Ketten / alle unsere Feinde müssen verfluchet seyn ewiglich!

VULKAN. Ja ihr verfluchte leichtfertige Schelme / ihr verfluchte Diebe / ihr verfluchte Bluthunde / bald wil ich euch an einen verfluchten Ort bringen / da ihr weder Brod noch Wasser werdet finden.


Er stösset sie hinein mit grossem Zorn / darauff fallen die drey teutsche stände auff ihre Knie und singen gar andächtig folgendes.


Dank-Lied zu GOtt.


Der drey Teutschen Häuptstände / Als der grausame Mars auß den Grenzen Teutschlandes ward hinweg geführet.
[441]

Gelobt sey GOtt in Ewigkeit /

Der uns so gnädig hat befreit /

Der unser Feind' hinweg getrieben /

Der woll hinfüro Tag und Nacht /

Uns schützen für des Krieges Macht /

Und als sein eigne Kinder lieben.


FRIEDE. Sehr wol ist dieses gethan / ihr meine liebe Teutsche / daß ihr / wegen glüklicher Verjagung des grimmigen Mars und seines grausamen Anhanges / dem allerhöhesten GOtt von Hertzen Lob und Dank opffert / und dieweil nun Teutschland von dieser erschreklichen Tyranney / GOtt Lob / glükklich ist befreiet / so erfodert es auch ferner die unümbgängliche Nohtdurfft / daß der Gottesdienst auff das allerfleissigste wieder angerichtet / die Regierung des gantzen Landes klüglich bestellet / und was zu Beschützung dieses grossen Reiches von nöhten in der Zeit herbey geschaffet / und solcher gestalt alles in eine gute / richtige / nützliche und liebliche Ordnung möge gebracht werden.

TEUTSCHLAND. Allerwehrtester Friede / wenn es müglich wäre / daß ich mich selber mit allem dem jenigen / so sich in meinem Vermögen befindet / dir gantz und gar zu eigen übergeben könte / würde es doch viel zu wenig seyn / auch nur den geringsten Theil deiner / mir erwiesenen[443] Gutthaten / dadurch abzustatten / ich überreiche dir aber dieses mein getreues teutsches Hertz / und bitte freundlichst / du wollest dir gefallen lassen / in diesem angefangenen Werke fort zu fahren / und was zu meiner Verbesserung höchstnöthig / und ferner zu vermelden.

FRIEDE. Großmächtiges Teutschland / daß die rechte Glükseligkeit aller Herrschafften und Regimenter auff dem eintzigen Grunde der waaren Gottesfurcht bestehet / GOtt gebe was auch die verfluchte Machiavellisten dagegen plauderen / solches wird ein jedweder / der ein Kind GOttes ist / und dermaleinst das Reich GOttes zu ererben gedenket / nebenst mir bekennen müssen. Daß aber diese schönste Mutter aller Tugenden / die Gottesfurcht / sage ich / durch das verdamliche Kriegeswesen nunmehr fast gantz und gar auß deinen Ländern ist verbannet / solches / wie ich es von Hertzen beklage / also suche ich billich alle Mittel hervor / selbige Haupttugend wiederumb deinen teutschen Unterthanen zuzuführen. Zu diesem hohen Werke aber wird niemand besser können gebrauchet werden / als dieser dein getreuer Diener Wahremund / denn / dieweil derselbe auß GOtt ist / den Weg GOttes recht lehret / und nach dem Exempel unsers Seligmachers / die Warheit über alles liebet / das Ansehen der Personen nichts achtet / und nach niemand fraget; So wird Er auch hinfüro solche Lehrer den Kirchen und Gemeinden vorstellen / die das Göttliche[444] Wort lauter und rein / ohne Menschliche Zusätze / lehren und predigen / die heiligen Sacramenta nach der Ordnung und Einsetzung unsers Heilandes / ihren Zuhörern darreichen / nicht ablassen alle und jede Menschen ernstlich zu ermahnen / die blöden und erschrokkene Hertzen mit Verheissung Göttlicher Gnade und Barmhertzigkeit auffzurichten / die Bußfertige Sünder zu trösten / die Verstokkete und Halßstarrige aber zu bedräuen / zu straften / ja endlich gar zu verbannen / benebenst diesem allen aber auch ein solches Exemplarisches Leben zu führen / daß sie mit der That und Warheit ein rechtschaffenes Vorbild / der ihnen anbefohlenen Heerde können genennet werden: und demnach wir ein so grosses Vertrauen zu euch / H[err] Wahremund / haben gesetzet; Als wir euch hiemit die höheste Auffsicht über alle Kirchen / Schulen und Gemeinen / und alle deroselben Bischöffe / Prediger / Kirchen und Schuldiener auffgetragen und anbefohlen / Schaffet ab die Laster und befodert alle Christliche Tugenden / so seyd und bleibet ihr ein rechter Wahremund biß an der Welt Ende.


Hierauff fallen Wahremund / Wolraht /Degenwehrt / wie auch Die Drey Stände / nebenst allen Kindern oder Engeln / nieder auff ihre Knie und wiederholen den schon zuvor gesungenen.


Dieser Raht der komt von GOtt

Lasset uns ihn höchlich preisen / etc.
[445]

TEUTSCHLAND. O des heilsamen Rahts! O des himmlischen Vortrages! Fahre doch fort / allerwehrtester Friede / uns ferner bester massen zu unterrichten.

FRIEDE. Ja großmächtigste Königin / nechst Bestellung des Gottesdienstes / Beruffung treufleissiger Prediger / und Anordnung aller nohtwendigen Kirchensachen / muß Teutschland auch das Regiment in weltlichen Sachen auff eine viel andere Art und Weise / wie leider bißhero geschehen / lassen führen. Hierin aber wird niemand seinen Verstand / Fleiß und Auffrichtigkeit besser erweisen / als eben der vernünfftige Wolraht: Dieser wird die Höfe der Fürsten / ihre Kantzeleien / Rathstuben / Aempter / Vögteien und andere Bestallungen der Obrigkeiten / mit solchen Leuten zu versorgen wissen / welche für allen Dingen GOtt fürchten / denselben umb Weißheit und Verstand / Rath und Hülffe anruffen / mit Wissen und Willen keinem Menschen unrecht thun oder auch thun lassen / des Armen Recht nicht beugen / den Unschuldigen und Gerechten nicht verfolgen / keine Gaben noch Geschenke nehmen / die Frommen lieben / schützen und foderen / wider die Gottlose aber und Friedenstörer das Schwerdt ihrer Gerechtigkeit lassen gläntzen / die Bösen von ihnen hinweg thun / die Sünde / Schand und Laster ernstlich straffen / und schließlich so wol und recht auff Erden regiren / daß sie auch dermal eins mit CHristo in der ewigen Seligkeit mögen herrschen. Jn solchem Vertrauen nun / vielgeliebter[446] Wolraht / wird euch diese hohe Verrichtung auffgetragen / nicht zweiflend / ihr dem großmächtigsten Teutschlande hinfüro wol rathen und diesen schönen Namen mit höhestem Ruhm und Ehren biß in eure Grube werdet führen und behalten.


Hie fallen sie abermal alle miteinander auff ihre Knie nieder und wiederholen gar freudig den schon zweimal gesungenen Satz.


Dieser Raht der komt von GOtt

Lasset uns ihn höchlich preisen / etc.


FRIEDE. Nun Großmächtigstes Teutschland / nach deme auch die Bestellung des Weltlichen Regiments in jetztgehörtem Vorschlage dir etlicher massen vorgebildet worden / uns allen aber sehr wol bewust ist / daß kein Königreich unter der Sonnen / welches nicht seine heimliche und offenbare Feinde habe; So muß auch nohtwendig auff den Schutz und die Beschirmung des Vaterlandes gedacht werden: dieses aber wollen wir ohne Weitläufftigkeit gegenwertigem eurem getreuen Diener Degenwehrt befehlen / dieweil ich solche Eigenschafften an ihme befinde / welche an einem rechtgeschaffenen Krieges-Obristen werden erfodert.

Mit seinem Exemplarischen Wandel und Leben wird er auch andere / zum Schutze des Teutschlandes untergebene Obriste und Hauptleute unterrichten / daß sie für allen Dingen GOtt / von deme aller Sieg und Überwindung muß herrühren / hertzlich fürchten / ihrer hohen Obrigkeit getreu verbleiben / nicht Auffrührern oder Rebellen dienen /[447] das Vaterland wider alle Feinde männlich schützen / gegen die grobe Verbrecher ernstlich und strenge / gegen die wolverdiente und tapffere Soldaten aber sich mild / freundlich und gutthätig erweisen / und endlich ihr Leben für GOttes Ehre und Lehre / wie auch ihrer Obrigkeit Wolfahrt und des Landes Erhaltung / getrost und freudig auffsetzen / und durch solche Tugenden ein unsterbliches Lob erlangen. So sey euch nun / mein Degenwerth / die hertzhaffte Beschirmung dieser grossen Königin und aller ihrer Untersassen ernstlich anbefohlen / erzeiget euch in diesem Ampte dergestalt / daß ihr ein wehrter Degen / das ist / ein tapfferer Held in aller Welt / möget gerühmet / und euer Lob biß an die Sterne erhaben werden.


Hie wird zum letzten mal wiederholet der schon etliche mal gesungene Satz.


Dieser Rath der komt von GOtt / etc.


FRIEDE. Zum Beschlüsse / sehe ich noch zween Cavallier, welche gleichwol auch mit einem ihnen wol anstehendem Ampte müssen bedacht werden / und zwar / was Junker Reinhart betrifft / so gebe ich ihme hiemit seine Bestallung / daß er bey den Höfen der Teutschen Fürsten gemeimer Teller-Rath seyn soll / dieweil ja viele grosser Herren werden gefunden / welche viel ehender eines Wahremunden / Wolrath und Degenwehrtes / als eines Junker Reinharten können entbehren / wird sich auch Herr Reinhart bey dieser Amptsbedienung sehr wol befinden: denn was die Tellerrahts Bestallung vermag / wissen nur die / welche bey Hofe mit Fuchspeltzen handlen / zum allerbesten / Junker Reinhart lachet in das Fäustchen / und machet[448] grosse Baselmanus. Monsieur Sausewind aber betreffend / demnach er so schöne Grillen und Poetische Windmühlen im Kopffe hat / soll er hinfüro dieser großmächtigsten Königinnen Teutschlandes bestalter Hoffnarr seyn / und also ist auch er die Zeit seines Lebens treflich wol versorget / und kan er bey dieser Gelegenheit sich in alle Rosemunden / welche am gantzen Königlichen Hofe sind / nach seinem eigenen Gefallen verlieben / biß er endlich in einem Cavallier, Schäfer und Poeten in die Erde gestekket werde.


Hie wird dem Sausewind / der sehr frölich ist / und hertzlich über seine Bestallung lachet / eine Narrenkappe mit Schellen von Reinharten auffgesetzet.


TEUTSCHLAND. O du alleredelster / O du allerwehrtester / O du allersüssester Friede / es ist mir unmüglich mit Worten außzusprechen / was für eine übertrefliche Vergnügung ich von deiner Anwesenheit und denen so klüglich / so nachdenklich / so gründlich ertheileten Vorschlägen und Bestellung / so wol Geist- als Weltlicher Regimenter bey mir empfinde. O ewig gepriesen / hochgesegneter Friedenstag / an welchem die Wolken Wein und Oel / Milch und Honig über die beglükseligte Teutschen müssen außschütten / ja daran Himmel und Erde eine süßklingende Ubereinstimmung von sich müssen hören lassen. Du aber / O mein allertheuerster Schatz / mein güldener Friede / meine Hertzentraute Schwester / sey zu tausendmalen von mir geküsset / Küsset sie sehr lieblich. und du / O grosser GOtt / du Schöpffer Himmels und der Erden / sey für diese und unzehlich viele andere Gutthaten hochgelobet und gepriesen von Ewigkeit zu Ewigkeit![449]

FRIEDE. Unsere höheste Schuldigkeit erfordert dieses / Großmächtigste und unüberwindlichste Königin / daß wir für so viele unvergleichliche und gar nicht verdienete Wolthaten / dem allerhöchsten Lob und Ehre / Preiß und Dank sagen / so erhebet nun alle mit einander eure Hertzen und Stimmen / singet freudig gegen einander / lobet / ehret / preiset und rühmet mit mir den Namen des HErren.


Hierauf stehet Teutschland nebenst dem Frieden auff von ihrem Thron / die Engel und Kinder bleiben in der Mitte stehen / Teutschland aber / der Friede /Wahremund / Wolraht / und Degenwehrt / wie auch die drey Hauptstände gehen alle fein ordentlich hinter einander her / und etliche mal in die Runde umb den Schauplatz / alle singend folgendes Beschluß-Lied / das mit vielen Jnstrumenten herrlich muß gespielt werden.
[450]

Beschlußlied.


1.

Jauchzet / jauchzet alle Welt /

Singet GOtt mit Freuden /[457]

Ewigs Lob werd' ihm bestellt

Der itzt unser Leyden

Hat in Lieb' und Lust verkehrt /

Ja den Frieden uns verehrt /

Alle Welt müsse dem HErren lobsingen /

Lasset Trompetten und Paucken itzt klingen.


2.

Jauchze grosser Ferdinand /

Jauchzet all' ihr Stände /

Jauchze teutsches Vatterland /

Nunmehr hat ein Ende

Des Verwüsters Grausamkeit /

Gott der gibt uns beßre Zeit /

Alle Welt müsse dem HErrn itzt singen

Lasset drauff Geigen und Lauten erklingen.


3.

Jauchzet doch ihr Gottesknecht'

Und erhebt die Stimmen /

Lasset Mars und sein Geschlecht

Sonder Macht ergrimmen /

Nunmehr soll deß HErren Wort

Gehen auff an manchem Ort'

Alle Welt müsse deßwegen lobsingen /

Lasset Pandoren und Harffen erklingen.


4.

Jauchzet doch ihr Musenvolk /

Es ist schon verschwunden /[458]

Die betrübte Kriegeswolk /

Heut ist gantz entbunden

Teutschland seiner schweren Last /

Phœbus lebt hinfort in Rast /

Alle Welt müsse deßwegen lobsingen /

Lassen die Pfeiffen und Zinken erklingen.


5.

Jauchzet / jauchzet / jauchzet heut'

Alte mit den Jungen /

Jauchzet all' ihr Christenleut' /

Es ist Mars bezwungen /

Rühmet / lobet / preiset Gott

Unsern HErren Zebaoht /

Alle Welt muß' ihm von Hertzen lobsingen /

Endlich so wird es im Himmel erklingen /

Lass' es O höchster die Wolcken durchdringen.


NB. Jn deme der letzte Satz wird gesungen / gehen die Personen alle fein gemählich von dem Platz /und wird hiemit die gantze Handlung beschlossen.


Ende.


Nur Gott und niemand mehr

Sey Lob / Preiß Dank und Ehr.
[459]

Quelle:
Johann Rist: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1972, S. 429-451,457-460.
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