Scena VI.

[254] Demetrius kompt wieder von Rom gereiset mit einem Diener / darnach kompt Knapkäse.


DEMETRIUS. Nun wollan Demetri / sey frölich vnd getrost / sage nun den vnsterblichen Götteren ewiges Lob Preiß vnd danck nach dem sie dich wiederumb frisch vnd gesundt in dein liebes Vaterlandt gebracht haben / dahin dich denn so hertzlich verlanget. Ach wie schmertzlich habe ich mich jederzeit gesehnet nach derjenigen die ich mehr vnd höher / als alle Reichtuhmb vnd Schätze dieser Welt thue schätzen vnd lieben / von deren ich aber zu Rom auch nicht die geringste Zeitung oder Schreiben habe emfangen können. Ach Eudocia, Eudocia, allerschönste Creatur / wie habt jhr doch jmmermehr vnterlassen können / euwren allertrewesten Liebhaber eine so lange vnd geraume Zeit / ohne allen Trost vnd Freude (die jhr mir durch ein eintziges Schreiben hettet erwecken können) leben zu lassen? gewißlich habt nicht jhr / sondern daß wanckelbahre Glück schuldt daran / welches nicht hat nachgeben wollen / daß sich jenige gelegenheit præsentirete / die mein Hertze nur einmahl in der grossen Schwermütigkeit / (die ich in meinem abwesen täglich habe außstehen müssen) contentirte vnd befridigte. Nunmehr aber verhoffe ich solche verflossene Zeit mit einer desto grösseren Ergetzligkeit zu compensiren vnd wieder einzubringen: Jch werde alsdann gahr nicht zu klagen haben / wann ich die allerschönste nach so vielem auß gestandenen Trübsahl / frölich besitzen werde Hans gehet auff / bey sich selber wunderlich speculirendt. ich kan vnd muß nicht lenger verziehen / die allerschönste mit meiner gegenwahrt[255] zu erfreuwen. Aber sich da / ist das nicht der alte Knapkäse? Ja warlich / was mag doch der vorhaben / ich muß geschwind von jhm erfahren / ob er mir nicht Zeitung von meiner Liebsten vnnd anderen Sachen zu sagen weiß Gehet zu jhm. Glück zu / Gluck zu / mein guter redlicher alter Knapkäse.

HANS gehet in gedancken. Ey was? lecke mich im Arse.

DEMETRIUS. Ey du grober Vnflaht / schauwe doch her / wie ists mit dir / kennest du mich nicht mehr?

HANS sieht auff. O ho Potz ackermest Herr Printz / Herr Printz / daß euch der Teufel holl / Wilkom zu Hauß / wo so lange gewest?

DEMETRIUS. Wie nun Hans / wie nun? du heist mich wunderlich willkommen / aber sage mir mein Hans hast du nicht Zeitung vom Herren Stadthalter dessen Sohn vnd sunderlich von seyner Tochter der schönen Eudocia?

HANS. O ho Zeitung? Auff meine arme Seel einen gantzen grewlichen grossen Sack voll.

DEMETRIUS. Ey mein Hanß das wehre mir lieb / sage mir doch baldt / seyn sie noch alzumahl frisch vnd Gesundt.

HANS. Ja ja / O ho sie sind lange nicht mehr Kranck gewest.

DEMETRIUS. Wie so Hans / wie soll ich daß verstehn?

HANS. Ey was fraget jhr mich viel? Hört jhrs denn nicht / der Teuffel hat sie vorlengst all geholet.

DEMETRIUS. Behüte Gott / behüte Gott / ey sage mirs doch etwas deutlicher / ich verstehe deine meinunge nicht.[256]

HANS. Potz schlappermest last mich doch vngeschoren / habe ichs euch nicht bereits gesagt das sie todt / todt / todt / todt / todt seyn.

DEMETRIUS erschrickt. Was sagst du Hans sein sie todt.

HANS. Ja todt / todt / vnd wehren sie nicht todt gewesen / ich wolte sie bey dem element geschossen haben / das jhnen der Rauch were zwischen die Ohren auß geflogen.

DEMETRIUS erschrickt hefftig. Ach sage mir doch wie ist das nimmermehr zugangen / vnd warumb woltest du sie erschossen haben?

HANS. Ey der König hat mich / vnd Lurco vnd den Obristen Didas außgesandt / das wir sie sollen todt schiessen / vnd ich wolte par dieu braff Fewer geben heben / da lag eben der Poris vnd sein Sohn / vnd hatten sich beyde ein groß Loch in den Leib gestochen / vnd daß klein Rabenaas das Eudocia lag auch dabey vnd wahr Todt es verdreust mich noch heut / das ich die Reise habe vmbsonst getahn. Nun Herr Printz ich habe nicht viel Zeit / ich muß hinlauffen vnd erzehlens die Leute daz jhr seydt wieder zu Hauß kommen. Nun guten Tag Herr Printz / Herr Metrius.

DEMETRIUS. Ach wehe mir vnglückseligsten elendesten Printzen! Ob ich zwar auß dieses Närrischen Menschen wunderbahren discursen nicht eigentlich vornehmen kan / was es doch vor einen Zustandt vnd gelegenheit / mit meinem Hertzliebsten / deroselben Herren Vater vnnd Bruder mag haben nach / denn so muhtmasse ich aus seinen Worten nichtes gutes / bevorab weil mir mein Hertz / welches über alle massen traurig vnnd betrübet ist / etwas weissaget. Ach wehe mir! Was sol ich anfangen? Was soll ich beginnen?[257] O verfluchtes Glück / wiltu denn nimmermehr auffhören mich Vnglückseligen zu tormentiren? Ach wehe mir / wo dehme also ist / wie dieser thörichter Mensch mich hat berichtet. Ach wohin soll ich mich kehren wo soll ich ruhe finden? Aber was hilffts / das ich mich selber lenger in solchem zweiffel auffhalte / ich muß mich nur hin nach den Königlichen Pallast verfügen / damit ich von allen sachen auff daß schleünigst einen satsahmen Bericht empfahen.


Alhie wird ziemlich lange Tragicè musiciret biß sich Demetrius mit traurkleider angetahn.


Quelle:
Johann Rist: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1972, S. 254-258.
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