Erste Scene.

[15] MANFRED.

Wär' brennende Lohe gewoben

Um sie gleich einer Burg,

Furchtlos das Haupt erhoben,

Ritt' ich die Lohe hindurch.

Trag' ich der Minne Wehe,

Sie ist es, die mich heilt;

Nun, kluger Page, gehe

Und forsche, wo sie weilt.

Nicht Klostermauern schrecken,

Das Kreuz nicht über'm Thor,

Ich muß die Holde entdecken,

Aus Nacht und Gräbern heb' ich

Sie hoch zu mir empor.

Was ist dir wieder voll Sorgen die Stirn?

ECKART.

Sieh hier, o König,

Die Kirche verbündet[15]

Sich mit dem finstern

Karl von Anjou,

Mit einer Schaar

Französischer Ritter,

Mit großem Heere

Naht er heran!

Es gilt, die Krone dir zu entreißen.

MANFRED.

Ich trage sie fest auf meinem Haupte

Und nimmer soll es den Tag mir verkümmern.

Caserta vertrau' ich die Hut des Landes,

Fest sind die Schlösser an seinen Grenzen,

Mit kleiner Schaar nur

Hält er das Heer der Feinde zurück!

Mehr nicht bedarf es,

Gehe nur sorglos, du Allgetreuer,

Geh und lasse mich träumen. –

Wär' der Page zurück!

Wo werd' ich sie finden?

Wo ihr begegnen?


Quelle:
Carl Reinecke: König Manfred. Leipzig [o. J.], S. 15-16.
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