Achte Scene.

[24] MANFRED kommt zurück.

Nirgend find' ich sie!

Flieg denn empor zu ihr,

Süße Weise,

Daß dich ihr Ohr vernimmt!


Was weilst du in der Lenzesnacht

Einsam, ach, und allein?

Umwebt dich nicht mit süßer Macht

Der dämmernde Mondenschein?

Klopft dir das Herz nicht im Busen bang

Und füllt es sich nicht mit heißem Drang?

Warst du verirrt, o kehr' zurück

Aus Grab und Tod zu sel'gem Liebesglück!


Und süßer, immer süßer singt

Im Baum die Nachtigall,

Von himmlischen Lippen zu dir dringt

Ein Kosen überall.

Wie strahlt durch die Lauben der göttliche Schein?

Und du weilst einsam, ach, und allein?

Warst du verirrt, o kehr' zurück

Aus Grab und Tod zu sel'gem Liebesglück.

GHISMONDE.

Seine Stimme ist's, feiner Harfen Klang.[24]

MANFRED.

O komm hervor, dich ruft mein Lied,

Meine ganze Seele dich zu mir zieht.

BORELLO.

Schnell jetzt heran und schnell herbei,

»Tod dem Tyrannen!« sei euer Geschrei.

ALLE VERBANNTE.

Tod dem Tyrannen!

ECKART.

Tod dem Verräther!


Quelle:
Carl Reinecke: König Manfred. Leipzig [o. J.], S. 24-25.
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