Scena IIII.

[51] Porphyrius. Cholus. Typhlus. Lazarus. Dæmones. Syrus.


PORPHYRIUS.

Syre, kom du mir bald heraus!

Wie lagert sich das gsind vmbs haus?

CHOLUS.

Ach lieber Herr, ich bitt vmb Gott,

Last vns geben ein stücke Brot!

Wir sein hungrig, könn nichts bekommn.

PORPHYRIUS.

Ey, weicht hindan ins Henckers namn!

TYPHLUS.

Ein blinder Man, ein armer Man!

LAZARUS.

Erbarmt euch, nempt euch vnser an!

PORPHYRIUS.

Weicht aus zurück, treibt nicht viel klag! –

Kom her, du schelm, hör, was ich dir sag!

DÆMONES.

War vmb ruffstu den Knecht herfür?[51]

PORPHYRIUS.

Es ist recht, das du folgest mir.

DÆMONES.

Mich wundert, das du gehst heraus

Vnd den Knecht rüffest für das Hauß.

PORPHYRIUS.

Ich halt, du kennest wol das gsind,

Was sie für lose schelmen sind.

Es ist nimmer so trew ein knecht,

Das man ihm dürfft vertrawen recht.

Derhalb wil ich jhn fertign ab,

Das er darnach nicht alls nach klaff,

Wenn ich mit guten freunden mich

Vnnd auch mit schönen Leuten gleich

Allhie zu weit verthet, vielleicht

Ers meinem Weib wol sagen möcht.

DÆMONES.

Das hastu warlich recht bedacht,

Denn solchs mir offt hat schadn gebracht.

SYRUS.

Herr, soll ich alhie bey euch sein?

PORPHYRIUS.

Hastu den Wein geschencket ein?

SYRUS.

Ja, Herr, das ist verrichtet fein.

PORPHYRIUS.

So lauff zu Hauß gar eilend bald,

Sprich, das alles werd recht bestalt,

Vnd fürnemlich der Frawen sag,

Das wir bald wollen zu Mittag

All sämptlich kommen, das Dromo

Die grosse Kandel richte zu[52]

Vnd setz die Gülden Becher auff!

Darnach sag jhnen in eim hauff,

Das sie wollust anrichten viel

An Singen, Pfeiffen, Seitenspiel,

Das sie mit allem sein gerüst,

Wenn wir einkommen, vnd auch süst

Beim Tisch vns machen lustig spiel!

Denn heut mus sein der frewden viel. –

Mein Peterman, geh auch mit heim!

PETERMAN.

Mein Herman, ach geh auch mit heim!

PORPHYRIUS.

Ey nein, geh du!

PETERMAN.

Ey nein, geh du!

DÆMONES.

Ey nein, laß den Narren hie bleiben!

PETERMAN.

Wenn nur die Narren sollen bleiben,

So bleibt jr beide gar allein!

Ich wil auch ewer Narr nicht sein;

Wenn jr die gröste Narrn wolt sehen,

So geht selbst für den spiegel stehen!


Et fugit iratus.


SYRUS.

So geh ich hin; sol ich auch mehr?

PORPHYRIUS.

Wenns essens zeit, kom wider her! –

Nu sein wir des Verrethers ab.

DÆMONES.

Eins ich noch anzuzeigen hab.

Was hastu denn für Geste mehr

Geladen denn deine Brüder?[53]

PORPHYRIUS.

Noch drey Person; sein gute Leut,

Wie dus noch wirst erfahren heut.

DÆMONES.

Wer sein sie denn? Seins gut Compan,

Daran wir schimpff vnd frewde han?

PORPHYRIUS.

So hin am willen feilts wol nicht,

Wenn sie es dürfften thun on furcht

Vnd jns die Leut gleich nicht verkertn.

DÆMONES.

Wie nah sinds [etlich] der Gelertn?

PORPHYRIUS.

Du hast es zwar errathen ebn.

DÆMONES.

Bey denen ist nicht gut wol lebn.

Kein wort darff man frey reden aus,

Mus sitzen, wie innr fall ein Maus.

Wie kömpt dir diese heilgkeit an,

Was solln wir bey den Pfaffen thun?

PORPHYRIUS.

Ich halt von jnen zwar nicht viel,

Wenn ich von Hertzen reden wil.

Allein dieweil man sagt von mir,

Das ich ein Gottlos leben führ,

Mus ich zum schein jnn so hofiern.

Sonst thu ich mich an sie nicht kern

Vnd geb so viel auff jr geschwetz

Als auff Moisen vnd sein Gesetz

Vnd auch auff die Propheten all,

Die sie erzehlen allzumal.

So straffens auch mein schlemmen nicht,

Wenn ich sie so bißweilen bitt.[54]

Ich weis jr weise; weil man jsst,

Bleibn sie; darnach haben wir frist,

Das wir frey on jr straffen lebn

Vnd nichts auff jemands richten gebn.

DÆMONES.

Hats die meinung, so laß ichs sein.

Wolan, so gehn wir widr hinein,

Das wir die zeit legn besser an;

Denn wir hier nichts zu schlemmen han.

LAZARUS.

Ach lieben Herrn, seht an vns armn

Vnd lasst euch vber vns erbarmn!

PORPHYRIUS.

Was mestestu für deiner Thür

Den hauffen fauler Bettler hier?

Gewenst es jnen ein mal an,

Kein stund bleiben sie dir dauon.

Hinweg an galgen mit den Buben!

DÆMONES.

Du thust jm recht, ich muß dich lobn.

Denn das gesind hat mir mein thür

So gar belagert rings vmbher,

Das ich kaum aus odr ein gehn kan;

Wils jn nicht lengr zu gute han.

Hinweg in aller Teufel namn!

Bleibt jr, es sol euch nicht bekommn,

Packt jr euch nicht aus dieser strassn;

Bald wil ich euch süß machen lassn.

Du todtenkopff, du stinckendr hund,

Hab ich dich denn nicht erst jetzund

Hinweg gejagt? Hasts nicht vernomn?

Warümb bistu denn wider kommn? –

Daue, Geta, Palaestrio,

Geht bald heraus vnd kompt herzu![55]

TYPHLUS.

Ach lieben Brüder, last vns weichn,

Lasst vns nur gehn, gleubt nicht dem Reichn!

CHOLUS.

Last vns nur weichen! Ist das best.

Vieleicht, wenn sie sich han gemest,

Möchten wir noch von den brosammn,

Was sie nicht mögen, vberkommn.


Quelle:
Georg Rollenhagen: Spiel vom reichen Manne und armen Lazaro. Halle a.d.S. 1929, S. 51-56.
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