Scena XII.

[103] Tibicines canunt, donec redeat Syrus.


PLUSIA expectat cum cetu.

Wilkom, das dich der Teufel hol!

Meinst, das ich mit dir fechten soll,[103]

Du Vnflat vnd du Wockenbengl,

Du Schelm, Bößwicht vnd Galgenschwengl?


Verberat etc.


LEIMSTENGLER verberatus.

O schont, O schont meiner Leimstangn!

Ich gib mich euch willig gefangn.

Ich bekenn euch all meine Schuld.

Ach habt mit dem Leimstengr Gedult!

PLUSIA.

Was Gdult? Ich wil dirs so eintrenckn,

Du solt meiner dein leb gedenckn.

LEIMSTENGLER.

Ach Fraw, ich bin ewr armer Knecht;

Wenn jr mich schlagt, so thut jr recht.

Schont meiner Leimstang, Eul vnd hund!

Ich wil euch darbieten den Mund,

Der hat am meisten Sünd gethan!


Procidit in genua.


PLUSIA.

Nu wol, so blaß mir auff einmal,

Das ich dein vnnütz Maul bezahl!

LEIMSTENGLER.

Das thu ich, Fraw, von Hertzen gern,

Ich wil mich nicht ein Bißlein wehrn.


Inflat buccas.


PLUSIA trahit eum à fronte capillo.

Du bist ein ehrloß Schelm von Arth.

Da schwer mir das ernstlich vnd hart,

Das du meins Angesichtes Bild

Jn Ewigkeit nicht schelten wilt!

LEIMSTENGLER erigit digitos et iurat.

Ich schwer, wo ich die Fraw mehr schelt,

Das jr Schönheit mir nicht gefellt,[104]

So wil ich ein Leimstengler sein,

Für Wasser trincken eitel Wein.

PLUSIA.

Du bist ein Schalck in deiner Haut.

SYRUS.

Fraw, ich bitt, das jr mir gwiß trawt.

Der Herr hat ernstlich es gewolt,

Das er in der Küchn essen solt.

PLUSIA.

So geht vnd verricht ewer sachn!

Ich werd den Narren nicht klug machn.


Quelle:
Georg Rollenhagen: Spiel vom reichen Manne und armen Lazaro. Halle a.d.S. 1929, S. 103-105.
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