Das man einem könige billig tribut gibt.
"Ist denn also ein tapfer held
Zu einem könig wol erwelt,
Der nun beide mit rat und tat
Regieren soll übr land und stat
Und one furcht und unverzagt
Recht helfen soll allem der klagt,
Was des unschuldign widerstand
Auch darüber nem für die hand,
Das sein spruch unverendert bleib,
Das er den schalk zum ghorsam treib:
So bedarf er auch sicherheit,
Damit ihm niemand tue ein leid,
Bedarf viel rat, schreiber, amtleut,
Ja hülf und beistand jeder zeit
Zum trost der freund, zum trotz der feind,
Zur endschaft des, was er gemeint.
Denen sol jederman auch geben,
Davon sie und die ihren leben
Und mit willen, on billigs klagen
Ihrs amts gefar und erbeit tragen,
Dazu kein löffel waschen könt,
Der ihnen er und sold vergönt.
Wie der, den man nicht brauchen kan,
Gemeinlich schendt ein nützen man.[45]
Als die raup alls beschmeißt odr frißt
Und selbst nirgend zu dienstlich ist. –
Er muß auch haben sein ansehen,
Nicht wie ein Lappenheuser gehen,
Sondern zu unser aller er
In allem haben etwas mer
In seines standes herlichkeit,
Beide an wonung und am kleid,
Denn sonst ein geringe person,
Die ihm billig ist unterton.
Wie es denn selbst die tier so gmacht,
Das der regent füret sein pracht,
Das die menlein pfau und haushan
Von gold und farben zierlich gan,
Mer denn die weiblein und gesind,
Das sich im unterstande findt.
Und wer helt sein heupt nicht viel bieder
Denn seine füß und andre glieder? –
Er muß auch bei der sorgen last
Haben sein kurzweil, ru und rast
Mit federspiel, hetzen und jagen,
Die nicht allein der küch zutragen,
Die straßn von wolfen, bern und leuen,
Von reubern und mördern befreien,
Dem hofgesind die faulheit weren
Und krieges erbeit dulden leren;
Sondern frommen dem ganzen leib,
Das er frölich sein erbeit treib,
Lange stark bleib und wolgestalt
Und werde one krankheit alt.
Sie vertreibt auch manchen unmut,
Der sonst die sach nicht machet gut.
Darum jagen, das sein maß helt,
Gerümet ward von aller welt. –[46]
Desgleichen will der könig auch
Haben sein königlichen brauch,
Wann er nichts sparen kan zun eren
In geselschaft bei andern herren
Mit gschenk und gebürlicher pracht,
Dadurch oft freundschaft wird gemacht,
Widrwill versönet, fried erhalten,
Als Salomon tat bei den alten.
Da sonst der herren krieg und acht
Mer auffreß hunderttausendfacht,
Und der untertan gut und blut
Verraten würd, das weher tut.
Der pfennig ist wol ausgegeben,
Dafür erkauft ward fried und leben. –
Zu den: allen muß nicht allein
Ein statliche besoldung sein,
Sondern besonder übermaß,
Darauf man sich zur not verlaß
Und da man auch zugreifen kan,
Wenn man ein krieg muß fangen an.
Es muß da sein, es gelt auch gleich,
Es geb dazu arm oder reich.
Man weiß doch wol, das arme leut
Das wenigst geben jeder zeit,
Nichts werben, nichts auf vorrat wenden,
Was sie haben, on nutz verschwenden,
Und dennoch immer rufen, schreien,
Die schatzung freß all ihr gedeien.
Der reiche muß das bad austragen
Und dazu leib und leben wagen,
Sonderlich der im mittelstand;
Dessen geneust das ganze land.
Wie man sonst aus dem bretspiel spricht:
Daus, eß hat nicht; seß, cink gibt nicht;
Die mitteln beid, quatuor, drei,
Müssen das beste tun dabei.[47]
Bringt er denn gleich davon sein leben,
Darf nicht mer denn sein geld hingeben,
Bis der krieg ist durchaus vertragen,
So hat er doch allein zu klagen,
Das sein hab und gut ist hinweg.
Er sitzet da veracht im dreck;
Dem armen man ist nichts verdorben,
Hat noch wol besoldung erworben
Und braucht nun sein handwerk und handel,
Damit hat er wechsel und wandel,
Sein tun zu steigern wie er will,
Und acht der teuren zeit nicht viel.
Da sonst dem reichen were ein schand.
Das er verließe seinen stand,
Mit ander leut handel umgieng,
Ihnen das brot fürm maul auffieng.
Das muß man warlich auch betrachten,
Wolhabende nicht so verachten
Und gemeine leut so beklagen,
Das der arm man kein last solt tragen.
Der fuß muß treten dreck und stein,
Die hende arbeiten gar allein.
Augen und oren sitzen still,
Wenn der leib sein recht haben will."
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