Das II. capitel.

Wie der storch das froschkönigreich annimmt und ansehet.


"Der neu könig selber erschrak,

Gedacht: was ist dies für ein tag,

Das dir solch wunder widerfert?

Die sach ist wol bedenkens wert!

Wie sie aber all worden still,

Anhören wolten was er will,

Spricht er: Ihr herrn, ihr lieben leut,

Nemet euch zum bedenken zeit;

Denn vorgetan und nachbedacht

Hat manchen in groß leid gebracht!

Die warheit und gerechtigkeit.

Auch sanftmut und bestendigkeit[81]

Hab ich zwar allzeit hochgehalten,

Ich laß die schlangen auch nicht walten,

Sondern erwürg sie one gnad,

Wie mir denn got befolen hat,

Das ich mit ihnen streiten soll;

Zum könig abr dien ich nicht wol,

Weil ich allein nach recht regier,

Ein ernst, gestreng regiment für.

Nicht wol, regiert derselbig man.

Der nicht übrsehn, nachgeben kan.

Gar zu scharf gar bald scharten bracht;

Hart schneuzen blutig nasen macht.

Und ihr, wie ich mich dünken laß,

Seid erwachsen zum freien paß

Und tut gern was euch wolgefellt,

Es sei im wasser oder feld.

Darum bleibt frei, wie ihr jetzt seid,

Oder schwert mir zuvor ein eid,

Das ihr, was ich gebieten werd,

Alles wolt halten unbeschwert;

Wer es nicht helt, der soll ausstehen

Was er an der schlangen gesehen.

Wolt ihr euch bdenken, so zieht hin;

Bleibt ihr abr fest auf euren sinn,

Das ich euer könig sein soll,

So versteht ihr die meinung wol. –

Ein jeder bleib auf seinem stand

Und heb empor die rechte hand

Und schwer also: Got, hör es an:

Ich wel zum könig diesen man,

Das ich ihm, nechst got, er und recht,

Wie gebürt eim getreuen knecht,

Untrtenigst will gehorsam sein

Oder erwarten todespein. –

Bald schwur den eid die ganz gemein,

Herren und knecht, beid groß und klein:[82]

Der man sei unser rex und lex,

Vivat rex, vivat, vat, rex, rex!

Als wenn die entn bei haufen baden,

Mit ihrm gequetsch den regen laden."
[83]

Quelle:
Georg Rollenhagen: Froschmeuseler. Zwei Theile, Teil 2, Leipzig 1876, S. 81-84.
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