9. Gestörter Friede

[160] Was mich still und traurig macht,

Darf ich Keinem sagen,

Einsam denk' ich's Tag und Nacht,

Einsam muß ich's tragen.


Was mir sonst am Herzen lag

Ist dahin genommen,

Seit von drüben Tag für Tag

Schreck und Groll mir kommen.


Ach, wie schlimm die Welt gewußt

Seinen Sinn zu thören!

Ihn zu treiben, mir mit Lust

Glück und Ruh zu stören!


Soll sich Alles, was einst gut,

Uns so schnell verleiden?

Freie Red' und Uebermuth

Will nicht jeden kleiden.


Was mir ganz und gar mißfällt,

Dient ihm nur zum Spiele.

Dürft' ich sagen unverstellt

Was mir mehr gefiele!
[161]

Einsam denk' ich's Tag und Nacht,

Darf es Keinem sagen.

Was mich still und traurig macht,

Einsam muß ich's tragen!


Quelle:
Otto Roquette: Gedichte, Stuttgart 31880, S. 160-162.
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