Zehender auftritt

[104] Haubtmann. Petrus. Nathan. Ruben. Salomon. Rabbi. Petrus.


HAUBTMANN.

Still! dan hier kommet unser König!

Erweiset euch recht unterthänig!.

Stellt euch zu seinen diensten an


Christus kommt, und sihet Petrum liebreich an.


PETRUS.

O Jesu! was hab ich gethann?


Gehet ab weinend.


HAUBTMANN.

Weill ihr doch müßt wegn seiner wachen,

Könnt ihr euch mit ihm lustig machen,

Seht! dises ist ein feiner thron,

Vor disen saubren gottes sohn.


Sie werffen Christum mehrer auf einen blockh nider, als das sie ihn darauf sezen.


ALLE.

O sey gegrüßt der Juden König!


Machen allerhandt abscheuliche reverenzen.


NATHAN.

Vermeinst, du bist es? warth ein wenig.


Sticht ihm den Esl.


RUBEN.

Pfui! was ist hier vor ein gestanckh?

Ich glaub, du bist von innen kranckh.


Speyet ihn an.


SALOMON.

Wan diß, mus man ein mitleyd tragen,

Und dir sogleich ein ader schlagen.


Schlagt ihn auf den rechten armb.
[104]

RABBI.

Wans auf den rechten arm nichts wär,

So nimbt man halt den linken her.


Schlagt ihm auff den linken.


HAUBTMANN.

Genug: der mensch steckt voller sünden,

Vor dißmahl wolln wür ihn verbinden,

Kan wohl geschehn zum neuen gruß,

Das man ihm nochmals sprengen musß.


Verbindt ihm die augen.


RUBEN.

Diß mittl ist ihm gut bekommen,

So vill ich schon hab abgenommen,

Sehst, wie wür dir zu diensten seind,

Bedanckh dich meister hexen freind.

NATHAN.

Du grober knopf! willst sein ein König!

Und kennst die hoffmanier so wenig.


Zieht ihm beym barth.


RABBI.

Er ist zu dem auch ein Prophet,

Der als ein König mehr versteht.


Ziecht ihm bey denen haaren.


SALOMON.

Du pflegest also weis zu sagen,

Sag dan, wer hat dich jezt geschlagen:


Schlagt ihn in das angesicht.


RABBI.

Sag Christe! ist dir dise hand

Sambt den gegebnen streich bekant?


Schlagt ihn ebenfahls.


HAUBTMANN.

Er macht es so wie große herren,

Die nur mit seuffzen sich beschwärn,

Und geben nicht an jedem orth

Vill gutte oder harte worth.

NATHAN.

Ja, ja, bey disem ungeheuer

Ist jede red zu stolz, und theuer,

Dan wan er redet, redet gott,

Drum schweigt er hier, nur uns zum spoth.[105]

RUBEN.

Wie, schweinbelz! Red: ich will nicht hoffen,

Du seyest etwan gar besoffen.


Schittet ihne beym Kopf.


HAUBTMANN.

So warthen wür nicht länger zu,

Und bringen ihm in seine ruh

SALOMON.

Da wird er wohl im herzen lachen,

Wan ihm die razen music machen,

RUBEN.

Wür wollen dich schon gut verpflegn, (!)

Und auf weich – harte federn legen.

HAUBTMANN.

So kommet, ihn herein zu führen,

RABBI.

Wie! voller blockh! kanst dich nicht rührn.

NATHAN stoßt ihm aufzustehen.

Der mensch kost uns noch mühe und noth.

ALLE.

O wohl ein plumper Esls gott!


Gehen ab.


Quelle:
Bitteres Leiden, Oberammergauer Passionspiel, Verfasst von Pater Ferdinand Rosner O.S.B., Leipzig 1934, S. 104-106.
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