Erste Vorstellung

[143] Job mit einer bündten umb den kopf, wie auch an händt, und füßen verbunden sizet ganz ellendig auf dem Mist hauffen, und macht seinen affect gegen den himmel. Wan der Müsthauffen auf ein breth gemahlen wurde, so wäre es bequemlicher selben geschwind widerum hinwegg zu bringen.


Ist Job nich zu erbarmen,

Das er gleich einem armen

Nun mehr allhier verlassen sizt,

Der vor sein landt als fürst beschüzt

Und reich an güttern war?

Von haubt bis zu den füßen

Sicht man das eyter flüßen,

Man seh ihn wo man wolle an,

So stellet diser schmerzen mann

Sein gröstes ellend dar.


So werdt ihr Jesum auch nach seiner geislung sehen,

Wan ihm die dörner Cron durch beede schlaff wird gehen,

Wan in dem ganzen leib kein orth zu finden ist,

Wo nicht das hauffig bluth aus denen wunden flüßt.

Ihn kan man also wohl den mann der schmerzen nennen,

Ach schmerzen die er leydt mit gott euch zu versöhnen.

Der ihn wird sehn, und doch strebt nach der finden lust

Der hat ein felsen herz, der hat ein tyger brust.

Doch wie? soll wohl ein Mensch hier kein erbarmnusß fassen,

Und sich zum Mitleyd nicht dardurch bewegen lassen.

Nein, dan es ist nichts neus, und was vormahl geschehn,

Das werd ihr auch sodan an euren heylandt sehn.


Quelle:
Bitteres Leiden, Oberammergauer Passionspiel, Verfasst von Pater Ferdinand Rosner O.S.B., Leipzig 1934, S. 143.
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