Dritte Vorstellung

[144] Naboth steht geschlossen, und von der wacht umgeben auf einer seithen; auf der anderen 2 Richter. Deren einer ein blat papier in denen händen haltet, als wan er ihm nemblich erst das Urtheil verlesen hätte. Der andere haltet die 2 trümmer des gebrochenen staabs in denen 2 händen. Das herumstehende Volckh haltet die stein in denen händen, den Naboth zu versteinigen.


Hat Naboth ein verbrechen, – – –

Das mit den todt zu rächen

Die weill er das ererbte gut

Dem könig nicht abtretten thut

Und stätts behaubt sein Recht.

Sein unschuld mus doch sehen,

Den harten schlus ergehen,

Das wegen nicht geleister treu

Er würklich zu versteinign sey.


Als ein verdamter knecht.[144]

Ja ja es ist schon so, die unschuld mus nur leyden,

Das laster aber sucht stätts alle straff vermeiden

Pilatus richtet sich nach dem gemeinen sinn,

Und Jesus wird verdammt; wie Creizig Creuzig ihn.

Du sinder, du allein hast dise straff verschuldet,

Die Jesus wegen dir aus heißer lieb gedultet.

So leyd auch wan er dir ein kleines Creuz zuschikt,

Wofor er dich doch einst mit ewign trost erquikt.

Doch leyde mit gedult, dan du wirst nachmahls sehen,

Wie dir auf disen weeg dein heyland vor wird gehen.

Folg: wan er ruffen wird, der jene der mich liebt,

Nemm auch sein Creuz auf sich, und zeig sich unbetriebt.


Gehen ab.


Quelle:
Bitteres Leiden, Oberammergauer Passionspiel, Verfasst von Pater Ferdinand Rosner O.S.B., Leipzig 1934, S. 144-145.
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