Sechsundzwanzigste Szene

[83] Vorige. Der Offizier. Soldaten.

Militär tritt auf, an der Spitze der Offizier.


KAPITÄN. Meuterei! Ergebt euch, das Kind ist Geisel!

DER GOUVERNEUR oben auf dem Verdeck. Unsere Geiseln sind die Deckoffiziere.

DER OFFIZIER. Das Kind wird erschossen!

ANNA. Sie werden es nicht wagen!

DER GOUVERNEUR auf der Kommandobrücke. Wir erschießen die Deckoffiziere!

ERSTER UND ZWEITER WÄCHTER neben dem Gouverneur. Nein, wir schießen nicht, Brüder, keine Gewalt!

KLOTZ. Kameraden, ihr seht, wir können nur mit Gewalt das Kind befreien, nur jetzt nicht weich sein!

ANNA. Mein Kind! Sie werden es nicht wagen! Nein, nicht schießen. Nicht Gewalt! Du hast uns gelehrt: Nicht Gewalt!

DER OFFIZIER unten am Hafen. Ergebt euch, zum letztenmal!

DAS VOLK. Das Schiff stößt ab!

DER OFFIZIER reißt den Revolver hervor, zielt auf das Kind. Haltet das Schiff an!

DER JUNGE AUS DER MENGE. Das Schiff fährt ab!


Der Offizier gibt Feuer. Das Kind sinkt tot um. Das Volk durchbricht die Kette der Soldaten.
[83]

DAS VOLK. Mörder!

DER OFFIZIER. Mörder! Ich Mörder!


Er springt auf den Schiffseingang und befindet sich auf dem Schiff vor Anna, die mit geballten Fäusten vor ihm steht.


ALLE BRÜDER auf dem Schiff rufen gleichzeitig einstimmig. Wir töten nicht!!!


Quelle:
Ludwig Rubiner: Der Dichter greift in die Politik. Leipzig 1976, S. 83-84.
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