[Du o Gotterfüllter Redner]

Du o Gotterfüllter Redner,

Du o Augenlicht der Wahrheit,

Du o Retter der Geschöpfe

Aus den glutherfüllten Wogen,

Bist ein Greis, ein mächt'ger König,

Unvergleichlich, voll von Klarheit,

Hilfe leistend jeder Seele,

Die der Erde Lust betrogen.

Welches Wesen darf sich prahlen,

Deine Liebe zu erringen?

Deiner Schönheit Macht erfüllet

Selbst des Schöpfers Licht mit Liebe.

Welches Mittel werd' ich wählen?

Jene Liebe legt mir Schlingen!

Liebekrank bin ich geworden,

Du o Arzt der süssen Triebe!

Deine Gnade heisst mich kommen,

Deine Rache heisst mich gehen;

Welche – sag' mir's – spricht die Wahrheit?

Spare mir des Zweifels Qualen!

Seelensonne, die in Tebris

Uns der Gottheit Licht lässt sehen,

Ein beredter, holder Geist ist

Jedes Stäubchen deiner Strahlen.

Quelle:
Rumi, Ǧalal o’d-din: Auswahl aus den Diwanen. Wien 1838, S. 105-107.
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