[Komm, o komm, du bist der Seele]

Komm, o komm, du bist der Seele

Seele in des Reigens Tänzen;

Bist ein Bund von tausend Lichtern,

Machst das Haus des Reigens glänzen!

Du nur kannst das Herz erleuchten,

Aehnlich hunderttausend Sternen;

Komm denn, o erhab'ner Vollmond

An des Reigens Himmelsfernen!

Komm, denn Welt und Seele zollt dir

Staunend den Tribut des Schweigens;

Komm denn, du o Schönheitswunder

In der hehren Welt des Reigens!

Komm denn, du o einz'ge Münze

Auf dem Markte dieses Lebens;

Komm, denn Gold, dir ähnlich, sucht man

In des Reigens Schacht vergebens!

Komm, denn hart an deiner Pforte

Halten die Verliebten Wache;

Reiche denn des Reigens Leiter

Hold herab von deinem Dache!

Komm, weil Glanz dem Markt der Liebe

Deine Lippe nur ertheilet,

Die in dieses Reigens Bude

Als verborg'nes Liebchen weilet!

Lass uns auf des Sinnes Zucker

Von Tebrisens Sonne hoffen,

Denn die Lust nach ihrer Lippe

Hält den Mund des Reigens offen.

Quelle:
Rumi, Ǧalal o’d-din: Auswahl aus den Diwanen. Wien 1838, S. 91-93.
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