63. Auf Dr. J. G. Amsteins Tod

[332] Ein heller Geist, ein mildes Herz,

Für alles Hohe Sinn, und reines, treues Streben,

Gefühl für fremde Not, für des Verlass'nen Schmerz,

Hat Gott zur Weihe dir, du edler Arzt, gegeben!

Er fristete durch dich so manches Menschenleben,

Ein früher Opfertod zog deines himmelwärts!
[332]

Zu kühn und oft bestiegst du schon das Ruttungsboot;

Ach! diesmal solltest du nicht mehr uns wiederkehren!

Wer eilend naht dem ersten Ruf der Not,

Sieht bald sein Irdisches im Flammenschlund verzehren!

Verklärten Geistern scheint die Glut ein Morgenrot,

Und auf die Asche fließen Zähren.


Bescheidner! nun ist uns vergönnt, dich laut zu ehren,

Daß manches Treugepflegten Dank,

Daß Thränen, wenn dein Sarg schon längst versank,

Dein edles Wirken auch die Welt noch kennen lehren![333]

Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 41, Stuttgart [o.J.], S. 332-334.
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Anthologie aus den Gedichten von Matthisson und Salis