§. 19. Des Teufels Bart.

[85] Ein Bauernmädchen, reich und schön, war so stolz, daß sie jeden Freyer mit einem Korbe entließ: keiner war ihr vornehm genug. Da hing sich Einer an sie, man wußte nicht woher, aber er gab es groß. Weil er aber rothen Bart und hellgrünen Rock trug, nannten ihn die erbosten Bauernbursche schlechtweg den »Eisvogel.« Darüber ärgerte sich das Mädchen gewaltig, und als einmal der Geliebte bey ihr eingeschlafen war, nahm[85] sie eine Scheere und schnitt ihm den Bart wurzweg. Da flog Feuer aus dem Bart und versengte ihr das Gesicht, daß es zeitlebens schwarz blieb. Der Jäger aber brüllte und lief davon – es war der Teufel selber. Neuenhammer.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 3, Augsburg 1857/58/59, S. 85-86.
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