1.

[129] Zu diesen gehört vor Allem ein früherer Bürgermeister von Tirschenreut; er hatte die Gemeinde betrogen und sonst viele Ungerechtigkeiten begangen. War er[129] daher schon im Leben gefürchtet, so noch mehr nach dem Tode. Als man seine Leiche aus dem Hause trug, sah er oben beym Fenster heraus, und ging später um, gewöhnlich hinter dem Freidhofe bey dem dortigen Wetterkreuze. Als endlich einmal auch dem Herrn Prälaten vom Kloster Waldsassen, zu welchem das Städtchen gehörte, die Pferde am Wagen auf dieser Stelle nicht mehr vorwärts wollten, sprach dieser die Verwünschungsformel über den neckenden Geist aus und verbannte ihn eine Stunde weit weg in die »Wildniß,« wo weder Sonne noch Mond hinscheint.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 3, Augsburg 1857/58/59, S. 129-130.
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