14.

[156] Die Seidellohe ist ein Wald bey Auerbach, dort ist es unsicher bey Tag und Nacht und Jeder, der durchgeht, weiß was zu erzählen. Es schnappen und krachen und patschen die Aeste, wie wenn Alles zusammenbräche und doch ist Nichts gebrochen. Es verführt die Leute, daß sie oft den halben Tag herumgehen, ohne sich auszukennen, wenn sie schon gleich hundertmal des Weges kamen. Auf die Leute geht ein kleines altes schwarzes Männchen zu, mit langen zottigen Haaren, wie ein Bär, und feurigen Augen. Vor Angst kann man nicht mehr ausweichen, dann stellt sich das Männchen hin, bäumt sich auf, wird immer grösser wie ein Thurm, oben immer breiter, unten immer spitzer, bis es in den Lüften verkommt.

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Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 3, Augsburg 1857/58/59, S. 156.
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