17.

[304] Als U.L. Herr und St. Peter einst bey einer Bäuerin zusprachen, lag diese in Geburtswehen und es ging ihr sehr schlecht. Petrus, von Mitleid bewegt, ließ nicht ab, den Herrn zu bitten, ihr zu helfen und nur ungerne ward es ihm gewährt: denn, sagte der Herr, es wäre besser, wenn die Bäuerin länger litte. Nach vielen Jahren waren sie wieder in der Nähe des Weges. Man führte eben einen jungen Menschen zum Galgen. Da sagte der Herr: »Siehst du, das ist das Kind jener Bäuerin, welcher ich auf dein Bitten die Wehen abgekürzt habe: du bist schuld, daß er zum Verbrecher wurde: hätte die Mutter länger gelitten, wäre des[304] Kindes geschont worden.« Nun fing Petrus wieder um Hilfe zu bitten an. Der Herr aber sprach: »Hier kann ich nicht mehr helfen.« Neuenhammer.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 3, Augsburg 1857/58/59, S. 304-305.
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