6.

[297] Einmal sprachen sie bey einem Bauern zu, der recht viel Getraide hatte. Da U.L. Herr gerade zum Dreschen kam, frug Er: »Gibt es viel Getraide heuer?« – Ja wohl, sagte jener, wenn es nur auch schon gedroschen wäre. Da leuchtete der Herr mit dem Lichte an den Getraidestoß und die Körner fielen heraus und des Dreschens bedurfte es nicht mehr.

Das nächste Jahr darauf meynte der Bauer, er brauche keine Leute mehr zum Dreschen, denn er verstehe jetzt eine andere Kunst und leuchtete mit dem Lichte zum Getraide hinauf. Da stand Korn und Scheune und Hof in hellen Flammen. Vilshofen.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 3, Augsburg 1857/58/59, S. 297.
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