§. 4. Schafe.

[341] Daß die Schafe nicht die Drehkrankheit bekommen, wird das schönste junge Lamm lebendig unter die Stallthüre vergraben. Solches geschah vor nicht langer Zeit in der Umgegend von Bärnau.

Es ist dieses die heidnische Sitte, bey Aufrichtung[341] von Gebäuden zu deren Beschützung ein Opfer zu bringen aus denjenigen Wesen, welche darin wohnen sollen, und zwar mit einem Jungen oder Kinde; nach Grimm wird es der Erde gebracht, damit sie die neue Last trage und dulde. Es geschah theils durch lebendig Einmauern, theils durch lebendig Eingraben in den Boden, und man ersieht aus Obigem, welche starke Wurzel dieser grausame Glaube geschlagen hat.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 341-342.
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