§. 6. Das Schwein.

[344] Vom Schwein hat der Teufel die Augen. Das Schwein ist also auch ein Teufelsthier. Der Eber war dem Freyr geheiligt. Jetzt reitet der Teufel auf der Sau.

Zweymal im Jahr wird das Schwein geschlachtet, zu Weihnachten und Fastnacht; Würste und Knochen schickt der Bauer zu seinen Freunden und Gevatterleuten. Das Sauweib erhält als Antheil, als Zehent, eine »Haxn.« Die Bettelleute kommen auch mit ihrem Haferl und bekommen Wurstsuppe und eine Wurst hinein;[344] dieses heißt »in die Wurstsuppe fahren«, und deutet auf früheres gemeinsames Festmahl.

Das Schwein gehört zu den weissagenden Thieren; das Mädchen horcht am Kobel der Saumutter, ob ihr ein junger oder alter Mann wird. Siehe oben.

Doch unterliegt auch der Schweinstall bösem Zauber; von einem Wagen der Sprießl zu ihnen hineingethan, hilft besonders gegen Krummwerden der Füsse.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 344-345.
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