5.

[428] Wie der Bilmesschnitter durch die Felder geht, wird verschieden angegeben. Um Falkenstein umgränzt er mit der Sichel am rechten Fuße auf des Nachbars Feldern einen Raum, dessen Getraide beym Dreschen ihm zufliegt.

Um Roding hat er die Sichel anhängen und geht nackt auf Stelzen; zu Waldmünchen eine Scheere zwischen den Stelzen, womit er die Aehren aufwärts abschneidet; um Rötz geht er mit ausgebreiteten Armen durch die Aecker, und hinter ihm steigt Rauch auf; alle Aehren, die er berührt, tragen statt Mehl Asche; für letztere geht ihm die Frucht zu.

Um Treffelstein schneidet er mit dem Messer eine Hand voll Aehren aus an jeder Ecke; um Tiefenbach am letzten Ecke angelangt, drey Aehren, um sie nach Hause zu tragen. Zu Schönsee hat er zwey Sicheln[428] am Fuße; höher hinauf reitet er aber auf einem Gaisbocke mit drey Füßen, wie zu Tischenreuth und um Büchesreuth auf einem Thiere gleich einem Hasen, in der Größe eines Esels, die Sichel an den linken Fuß geschnallt.

Reitend auf dem Teufel in Gestalt einer Gais geht er zu Neustadt vor Tags durch die Felder, und wo er reitet, gehört alles sein.

Bey Hambach schwebt er über den Aeckern, die Schnittsichel am Gaisfuße, und wo der Fuß anstreift, werden die Aehren, den halben Beeten entlang, bis zur Hälfte des Halmes ab, worauf dieser augenblicklich schwarz wird. Nirgends wird ein Fußtritt verspürt, wo er gegangen ist.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 428-429.
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