9.

[276] Zu dem Müller von Schönau wurde der Pfarrer gerufen, um ihn – den schwer Kranken, zu versehen. Auf dem Wege mit dem Meßner und dem Boten wollte er auf dem Stege über einen Bach gehen, so der Mühle das Wasser abgab, als sie den Müller darauf stehen sahen, die Haue auf der Achsel, wie wenn er zum Wasserrichten gehen wollte. Als sie ihn zu grüssen gedachten, voll Verwunderung, daß man sie zu einem Gesunden rufe, verschwand er. Sie setzten gleichwohl ihren[276] Weg fort, kamen zur Mühle und erfuhren, daß er vor einer Viertelstunde gestorben sey. Es war dieß um die Zeit, wo er ihnen erschienen. Seitdem sieht man ihn öfter auf der Brücke.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 276-277.
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