2.

[54] Der Vetter, welcher schon das erste Mal bey der Anredung seine Sache so meisterhaft gemacht, bringt nun Braut und Aeltern, und der Junge steht schon auf der Histen, sie zu begrüßen. An der Stubenthür aber wartet des Besuches die Mutter und flüstert der eintretenden Braut in's Ohr: »Dein Eingang sey gesegnet!« – Nach genommenem Weihbrunnen aus dem Weihkästerl an der Thüre und mit dem christlichen Wunsche: »Gelobt sey Jesus Christus!« setzt sich Alles nieder; der kluge Vetter hat dafür gesorgt, daß Honig, Butter, Bier und Brod auf den Tisch komme und fängt nun an, das Schweigen, welches auf die verlegene Gesellschaft drückt, zu brechen, und von Adam zu erzählen und von dem Spruche in der Bibel: daß es nicht gut[54] sey, wenn der Mensch allein ist, daß daher Gott dem Adam die Eva erschaffen habe, und gerade so brauche auch unser Sohn ein Weib und das Dirnlein, welches da an der Ecke sitze und die Hände in dem Schooße besehe, weil sie nicht wisse, was mit denselben anfangen, sey halt gerade die Rechte, und wenn es den Alten auch recht wäre, wären sie da, um Alles abzubeschauen.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 54-55.
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