4.

[60] Während dieser Zeit des Brautstandes hat besonders die Braut gar Vieles zu beobachten, damit ihr Unglück und Zauber nicht ankönne. Vom Stuhlfeste angefangen soll sie daher immer eine Raute in dem Schuhe tragen, damit ihr nichts Unrechtes an den Leib könne, oder Kunnerlkraut, das mit drey Umgängen am Antlaßtage getragen worden, im Mieder haben – Fronau – oder die Blüthe vom Barbarabaum, welche sie früh am Barbaratage vor Gebetläuten abgerissen hat. Sie soll von ihrem Leibe weg Nichts herleihen.[60] Sie soll Nichts aufheben, was sie auf dem Wege findet, oder gleich herschenken: es bringt Unglück.

Eine Hochzeiterin hatte einmal zwey Hufeisen gefunden, welche sie mit nach Hause nahm und einem Pferde anschlagen ließ. Bald darauf fiel es. Die Eisen wurden also abgerissen und einem andern Pferde angeschlagen; aber auch dieses wurde hin. Nun kam ein Franziskaner des Weges und sie klagten ihm ihre Noth, daß ihnen seit vierzehn Tagen zwey Pferde nacheinander gefallen seyen: sie wüßten nicht, was das wäre, es müßte ihnen angethan seyn. Da frug der Vater, wer denn die Hufeisen gemacht habe, und die Braut gestand, sie auf dem Gange zum Landgerichte gefunden zu haben. Der Franziskaner ließ sich die Hufeisen geben, verrichtete ein Gebet darüber und von der Zeit fehlte keinem Pferde im Stalle mehr Etwas. Tiefenbach.

Damit sie vor Traurigkeit bewahrt bleibe, läßt sie an die beyden Schöße ihres Spenserchens, welche rund aufgerollt sind, Stückchen Papier mit Noten beschrieben anbringen, oder sie bindet die Noten in eine kleine Rolle zusammen und hängt sie um den Hals. Während dieser Zeit muß sie aber vermeiden, bey einer Leiche oder einem Sterbenden anwesend zu seyn, sonst hilft das Mittel nicht. – Schönthal. – Dieses deutet auf heilige Runen, welche die Braut im Heidentume zum Schutze bey sich tragen mußte.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 60-61.
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