5.

[298] Von demselben Berge geht ein ähnlicher drey Stunden langer Gang bis Dayplesried unter der Erde fort, Strazelloch genannt. Es ist am Eingang, den ein Gebüsch versteckt, so groß, daß ein Mensch bequem hineinschliefen kann; man hat einmal eine Katze, mit einer Rolle behangen, hineingesteckt, und sie ist zu Dayplesried in einem Keller zum Vorschein gekommen. Dieser Gang ist sehr reinlich gehalten, denn die Strazeln sind sehr arbeitsam.

Wenn man sie haben will zum Arbeiten, so geht man zum Strazelloch und ruft hinein: »Manna, kumts heind, kraygts wos z'essn, odar arbedn möyts!« Dann kommen sie in der Nacht. Man stellt ihnen Suppe mit Brod auf den Tisch, und die Kleinen verzehren Alles, sey es viel oder wenig. Vor Allem lieben sie Brod und Milch. Fische und Fischbrühe rührten sie nicht an. Wenn sie assen, knieten sie auf den Bänken um den Tisch herum, wie Kinder.[298]

Was sie arbeiten, geschieht mit größter Reinlichkeit, doch darf kein Mensch anwesend seyn. So haben sie in dem Hause, wo Erzählerin diente, gedroschen: gar oft auch hatten sie, wenn die Leute kamen, das Getraide schon auf der Tenne angelegt. Im Hause selber spülten sie ab.

Sie sind gestaltet wie die Kinder, sehr klein, etwa 11/2 Fuß hoch, daß ihrer vierzehn in einem Backofen arbeiten, und gekleidet wie die Bauerleute mit Schnallenschuhen, weissen Strümpfen, schwarzledernen Höschen, drüber her ein graues Mäntelchen; auf dem Kopfe, dessen Haare blankblond, treibt eine schwarze Zipfelhaube den Trollen kerzengerade in die Höhe. Dabey sind sie sehr feinhörig, und schnell und unendlich scheu. Man beobachtete sie durch die Thürritzen, wenn sie assen.

Immer zeigten sie sich mehrere beysammen.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 2, Augsburg 1857/58/59, S. 298-299.
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