3.

[122] Aber auch neben Kirchen mit grossen Thürmen finden sich solche Glockenstühle aus Holz: sie waren ausschliessend für das Wetterausläuten bestimmt. So stand früher zu Pittersberg zwischen Amberg und Schwandorf ein eigenes Glockenhaus für eine grosse Glocke; wenn man damit läutete, zogen sich alle Gewitter in's Böhmen hinein. Daher kamen die Böhmen heraus sie zu stehlen, versanken aber damit auf dem Rückwege und machten das Gelübde, eine heilige Messe des anderen Tages lesen zu lassen. Dieses vollzogen sie aber nicht, und so geschah es, daß die gestohlene Glocke zum zweytenmale hinter Schwandorf auf der Strasse nach Bodenwöhr in einem Sumpf versank. So man mit einer Stange in den Sumpf stößt, hört man sie noch brausen. Ein Brunnen daneben heißt davon der Glockenbrunnen.

Daher auch die Wuth der Hussiten, als sie herausbrachen, gegen alle Glocken.

Aehnlichen Grund mag es haben, als die Böhmen aus dem hölzernen Stuhle neben der Pfarrkirche zu[122] Burglengenfeld eine der vier Glocken, welche man beym Läuten bis nach Böhmen vernahm, und zwar die größte, entwendeten. Doch kamen sie nicht weit damit, schon vor der Stadt versank sie ihnen in den Sand; die Diebe mußten sie nun liegen lassen, schlugen aber aus Aerger auf die Glocke los, wovon sie noch zwey Dielen aufweisen kann.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 2, Augsburg 1857/58/59, S. 122-123.
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