8.

[155] Ein Anderer war eben am Rauberhäusl angelangt, im Herbste Abends 8 Uhr, und hatte sich niedergesetzt, um sein Brod zu verzehren, als er fürchterliches Getöse vernahm, welches in einem Augenblicke ganz nahe bey ihm war.

Erschrocken sprang er auf und in die nahe Schupfe hinein. Es schien ihm nun, als wenn der schreckliche Lärm immer um die Schupfe herumtriebe, hinein kam es nicht. Er konnte nicht sagen, war es auf der Erde oder in der Luft; es waren vielerley Stimmen, von Hunden und Menschen; Farbe und Gestalt konnte er nicht unterscheiden, es war Alles gleich wie ein Schein.[155] Die Stimmen waren groß und klein; häufig hörte er die Worte: »Hussadeh, Hussadeh!« sie tönten ihm aber nicht natürlich, auch nicht das Bellen und Klaffen der Hunde, das mehr dem der Füchse glich. So dauerte es eine halbe Stunde, immer um die Schupfe herum, bis es sich verlor; aber noch weithin vernahm er den Lärmen. Als es ruhig war, trat er in das Häuschen und frug die Leute, ob sie Nichts gehört hätten. Sie verneinten es, doch war es ihnen nichts Neues. Tiefenbach.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 2, Augsburg 1857/58/59, S. 155-156.
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